Original geschrieben von RainerD
Krieg? Bürgerkrieg? Machtkampf?

Es gibt jedenfalls eine kleine Hoffnung, daß der arabische Frühling nicht direkt in den eisigen Winter übergeht.
http://www.nzz.ch/aktuell/international/stuetzpunkte-radikalislamischer-milizen-gestuermt-1.17635396

Und das ist mal ein Kommentar, der für die deutsche Zeitungsszene recht bemerkenswert ist: http://www.zeit.de/gesellschaft/zei...ologie-respekt?google_editors_picks=true

mfG
Rainer

Ich empfinde diesen Kommentar als durchaus konform und der jetzigen Situation nicht angemessen.
Er mag als allgemeine soziologisch-philisophische Betrachtung seine Berechtigung haben, in der jetzigen politischen Situation fuehrt er jedoch in die Irre! Es geht im Augenblick weder um Religionsinhalte, noch um Meinungsfreiheit. Wir erleben politische Aktionen mit politischen Zielen. Hinter den Botschaftsstuermern in Benghasi und anderswo wirken Ideologen, die selbst nie in der Menge vor Polizei und Militaer auftauchen. Da agitiert man Menschen, die echt empoert und auch von der "Revolution" oder dem noch herrschenden Regime (siehe Pakistan) enttaeuscht sind. Beispiel tote Diplomaten in Benghasi: man hat wohl kaum je eine "spontane"Menge gesehen, die ganz ploetzlich impulsiv eine Botschaft stuermt und sich dort - mit schweren Waffen - einen stundenlangen Kampf mit ihren Gegner liefert. In Tunesien agieren seit Monaten Salafisten, die auch dadurch auffallen, dass sie im oeffentlichen Strassenbild mit dichten Baerten und knoechellanger Dchellaba deutlich ihre religioese Einstellung demonstrieren wollen. Nur haben diese seltsamen Auftritte nicht im Geringsten etwas mit tunesischer Tradition zu tun. genauso wenig wie lokal wirksame Alkoholverbote, erzwungene Schleier in Schulen und Universitaet. - In den unveraendert bitterarmen Doerfern des Landesinneren agitieren Salafisten mit religioes-politischen Programmen; treten wie Staatsbedienstete auf, um soziale Gaben zu verteilen. -
In den Laendern der kuerzlichen Umstuerze herrscht noch immer ein Machtvakuum. Es gibt dort nicht nur eine radikale islamistische Gruppierung, sondern mehrere, die erbittert um die Macht streiten. Der real existierende Islam ist keineswegs ein monolitischer Block - wie im "Westen" und in dem Kommentar unbeirrt so gern kolportiert wird -, sondern eine in sich zerissene Glaubensrichtung von ca.1,2 - 1,4 Milliarden Menschen, die in mehr als nur zwei antagonistische Gruppen zerfaellt. Die oft beschworene "Umma" ist eine von Extremisten gern genutzte Fiktion, da so der "Westen" leichter in die ideologische Falle des "Clash of Civilisations" gefuehrt werden kann. Wie man konstatieren muss, klappt es ganz gut, denn wir streiten ueber islamische Glaubensinhalte, eben, als sei der Islam als Religion der Gegner und nicht der Extremismus politische Bewegungen!