"Ich frage mich gerade, ob es denn überhaupt nötig ist, das "Unendlich Weite" zu verstehen", so hast Du geschrieben. Noetig vielleicht nicht, aber (als Versuch) unvermeidlich, wenn wir "verstehen" wollen, wo darin unser Platz ist.
Du warst hier schon mal weiter; schade eigentlich, dass Du jetzt zurueckruderst! - Deine Relativierungen werden doch schon vor einer Tatsache loechrig: wir muessen sterben und - wissen es! Dieses Wissen liegt eben auch in unseren Genen und bestimmt letztlich den Horizont mit.

Bevor Du zum nackten Mull in die Gruft faehrst, wird Dich dieser Gedanke vielleicht beschaeftigen. Jedenfalls dann, wenn dramatische Umstaende Dich nicht zuvor in eben diesen vegetativen Zustand versetzt haben, den Du gerade beschreibst.
Nee, ganz so schnell sollte man doch nicht die Kurve kratzen, hin ins banale Existieren.
" Für uns in unserer Welt ist das entscheidend, was wir erkennen", meinst Du. Nicht eher doch das, was wir erkennen moechten?

Auch die Tierwelt entspricht nicht so vollstaendig dem, was Du da vermutest. Wir wissen inzwischen, dass es dort uneigennuetziges Handeln geben kann, ja, dass einige Saeugetiere sich als Subjekt selbst erkennen und offenbar auch etwas vom Tod ahnen.
Klar, daß Du mir das als Rückschritt wertest. Das Urteil kann ich gelassen betrachten
Wenn wir schon ALLES hinterfragen - das auch mit Recht - dann auch, ob nicht bei der Suche nach dem "Unendlich Weitem" schlicht der Wunsch Vater des Antriebs ist. Ob also, Du nicht in Regionen vordenkst, wo es in Sand verrint. Es ist halt unser Bestreben, immer etwas Besonderes zu sein. Im Sandkasten geht das schon los. Angenommen, es wäre wirklich nur ein banales Existieren, was hätte das für eine weitreichende Bedeutung. Bis hin zu Erschüttern aller Religionen. Daß das nicht erträglich wäre erkennt man schon daran, daß es schon Ewigkeiten zurück nicht erträglich war. Es muss ein paar Zehntausend Jahre begonnen haben vor der Zeit, als Menschen auf einmal Gräber gruben (*). Es ist auch gar nicht so, daß ich das mal betone, daß ich hier auf meinen STandpunkt argumentiere. Ich bin nämlich durchaus zB in einer Religion verankert. Aber als Gedankenspiel sei es mal erlaubt. Die Gegensätze abzustecken und ein Ganzes zu diskutieren hat noch nie geschadet.
Man führt sonst einfach nur eine Diskussion darauf hin, den eigenen Standpunkt zu zementieren. Mit dem eigenen Standpunkt lebt man gut, sonst hätte man ihn sich nicht gebildet. Doch nicht alles was gut ist, muß auch wirklich richtig sein.
In dem Punkt, daß für uns entscheidend sei, was wir erkennen möchten, denke ich Du irrst. Das was wir maximal erkennen können, ist die Breite einer Autobahn und was wir erkennen möchten die Fahrspur, die wir darauf wählen. Doch die "harte Grenze" sind die Leitplanken rechts und links der Gesamtautobahn. Und außerdem glaube ich fast, daß im Diskussionssinne ansonsten mein "was wir erkennen" und Dein "was wir erkennen möchten" äquivalent zu nehmen ist.
Beruhigend ist, daß es hier ganz viel um Dinge geht, die wir uns sowieso nicht beweisen können. Es ist nicht so, daß man durch besonderen Tiefsinn Recht bekommen kann noch durch Schmähungen.
(*) doch vor dieser Zeit hat man sich vielleicht, ich vermute das mal, keine Fragen gestellt, die weitab existenzieller Dinge waren. Heute stellen wir uns die Frage wie sich der Urknall anfühlte, was davor war und so. Welche Fragen mögen in 100tsd Jahren wohl en vogue sein ?