Stimmt, schon in Rumänien sind Pinzgauer und Bremach in der Regel das obere Ende der Fahnenstange, was die Manövrierbarkeit auf Waldwegen betrifft.

Ich bin ein absoluter Unimog-Fan, ach was sage ich, ich finde LKW-Fahren einfach unheimlich lustig. Am liebsten würde ich mir einen Zetros kaufen. Aber es ist nun mal so, dass die ökologische Nische der großen Allrad-Reisemobile beständig kleiner wird. Da hat man einen Unimog, mit dem man "überall hin" kommt, nur zum eigenen Haus darf man - dank überhand nehmender Beschränkungen - nicht mehr zufahren?

Es ist aber nicht nur der verkehrsrechtliche und - dank Spritpreissteigerung - wirtschaftliche Aspekt: Wer nur die endlosen Weiten der Steppen Zentralasiens oder Südamerikas vor Augen hat, die weiten Dünen der Sahara, der vergisst - oder verdrängt, wie eng es sehr oft auch außerhalb des engen Europa zugeht. Ich lese die Reiseberichte, in denen ausführlich von den Schwierigkeiten berichtet wird, die engen Schluchten des marokkanischen Atlas zu passieren, über afrikanische Brücken zu fahren, die seit der Kolonialzeit nicht mehr saniert wurden, durch die Straßen alter südamerikanischer Bergdörfer zu kommen, und muss akzeptieren, dass es für die "Großen" viel öfter heißt: "Draußen bleiben!", als man gemeinhin denkt.

Da fällt mir wieder ein alter Faden aus dem Allrad-LKW-Forum ein, es ging um eine bekannte Piste in Marokko, in welchem es u.a. heißt:

Zitat
Das schwierige Stück hat es allerdings in sich. Die Schräglagen sind nicht das Problem, es besteht zu keiner Zeit Kippgefahr. Das Problem ist, das die Spur teilweise sehr eng ist und du mit einer Seite auf der Kante fahren musst. Da der Untergrund griffig und die Kante fest ist, war es mit einem Unimog zwar etwas „kniffelig“ aber machbar, zumal man beim Unimog im 1. Gang sehr langsam fahren kann und man die Geschwindigkeit gut kontrollieren kann. Bei einem LKW mit längerem Radstand würde an so einer engen Stelle das kurveninnere Hinterrad unweigerlich über die Kante hinaus in den Abgrund gehen …

Roman hat mit seinem Kurzhaber genau die richtige Entscheidung getroffen. Für normale Geländewagen ist der Cirque de Jaffar kein Problem, für Unimogs eine Herausforderung, bei einem LKW mit 3,6 meter Radstand sind alle Reserven vollständig aufgebraucht für noch größere Fahrzeuge absolute no-go-area.

http://www.allrad-lkw-gemeinschaft.de/phpBB3/viewtopic.php?p=158815#p158815

Zitat
Der Aufstieg zum Sattel hatte ja dann auch die passende Erklärung für die Einschränkung geliefert; ganz viele eng beieinander stehende Bäume machen ein Weiterkommen richtig schwierig und es muss so mancher Kratzer am Wohnkoffer in Kauf genommen werden...aber den wahren Offroadadventurer hält so was natürlich nicht auf und er sieht sich in seinem Vorhabren bestärkt...und Kratzer geben den Ganzen ja schliesslich erst einen unverkennbaren Charakter..
Modernste GPS- Navigation macht es möglich; ich sehe auf meinem Laptop mit den OSM-Karten nun ganz genau, dass ich nur noch wenige hundert Meter fahren muss um die von der Pistenkuh vorgeschlagene Route zu kreuzen..Weicheier!..Süsswasserkapitäne!.. dachte ich's mir doch...der dicke Fels davorne und die Schräglage dahinter?..pah!...mich und meinen superkrassen Offroadtruck hält nix auf!....ok, leiche Feindberührung mit dem Felsen...ging aber doch nochmals gut und fette Kratzer in den Reifen sehen schliesslich immer gut aus und eben; der Charakter....oh! fuck!..was passiert jetzt?!?..ohfuckohfuckohfuckfuckfuck!!!..(Gefluche von mir, Geschrei von der Beifahrerseite)...der Arsch unseres 12Tonnen Benz rutscht langsam talwärts, der Laster steht übelst schief, die Summe meiner Konzentrationsfähigkeit scheint plötzlich unendlich viel zu klein für das korrekte Bedienen aller Pedale und Hebel bei gleichzeitiger Kontrolle über Schliessmuskel und Speiseröhre....ich verkrampfe einfach mal alles und auch der Laster scheint sich mit einem Krampf an der Kante der Piste fest zu krallen...meine Freundin klettert fluchtartig raus und ihr von der Piste zu mir gewendeter Blick signalisiert Panik, Verzweiflung und totales Unverständnis für meine Beklopptheit eine solche Piste fahren zu wollen, uns -aus Spass- in eine solche Situation gebracht zu haben...Scheisse Mann, dass ist jetzt wirklich ernst..das ist jetzt nicht Saverne wo man zur Not irgendeinen Guru findet der einen aus dem zu tiefen Schlammloch wieder rauszieht, den goldenen Tipp gibt, welches Knöpfchen noch für Vortrieb sorgen könnte oder ganz einfach beruhigt, dass DIESE Schräglage noch gar kein Problem darstellt...das ist eine echt lebensgefährliche Situation in die ich uns reingefahren habe...also zuerst mal Frau Hunde und Katz evakuieren (seeehr behutsam, nicht ruckartig bewegen, kleinstes Weiterrutschen vermeiden)...dann versuchen mit den in dieser Situation äusserst angepassten Flipflops (hatte irgendwie keine derartige Ueberraschung einkalkuliert) gegen die Schräglage, den Hang und das Gewicht der Fahrertüre aus dem Fahrerhaus zu klettern und das Schlamassel von aussen zu betrachten....er steht verdammt schräg und die paar Steinchen an denen er sich festkrallt sehen nach verdammt wenig aus...
Gute Schuhe? Arbeitskleidung?..alles in der Wohnkabine...die steht aber leider dank flexibler 3-Punkt-Lagerung noch etwas schiefer als der Rest und deren Türe öffnet sich mit dem Hang und da steige ich jetzt gaaaaaanz bestimmt nicht rein!!!!
Also mit den Flipflops im Steilhang um's Auto rumkraxeln..super..echt!..Lösung?...>Error...ich habe keine Ahnung, keinen Plan und leichte Panik, versuche aber gegenüber meiner Freundin irgend etwas ähnliches wie Zuversicht auszustrahlen...langsam kommen die ersten Kinder, welche aus dem Tal den Hang hochkraxeln, beim LKW an, zahllose weitere werden folgen...
Comment ca va?...oooch..einfach blendent, sieht man doch...
Donne mois Cadeaux?!...ach ja klar, was darf's denn bitteschön sein?...
Donne mois dhiram?!...seid ihr eigentlich total bescheuert?!!!...
Es werden immer mehr Kinder, unsere Hunde fangen an zu bellen, das Gejohle und Fordern nach Geschenken/Wasser/Essen/Kleider/Geld nimmt immer mehr zu, Kinder kraxeln um den furchtbar schräg stehenden LKW herum und ich werde langsam wahnsinnig...und verdammt..warum bin ich heute nach dem Frühstück nicht Scheissen gegangen?!..es wird mir furchtbar flauh in der Magengegend...
Endlich kommen erste Erwachsene..eine Frau erfasst die Situation relativ schnell, macht ein unmissverständliches Zeichen für Hilfe gegen Geld und ich willige sofort ein, da ich nicht einen geringsten Schimmer habe wie ich uns hier ohne gescheites Werkzeug und Pistenbaukenntnisse wieder heil rausbringen soll (natürlich habe ich Werkzeug; einen tollen 2KG Hammer zum Beispiel..und einen richtig supertollen 70Tonnen Bergegurt..ah und jede Menge Hebekissen..leider nicht in Keilform..und ausserdem alles in der Heckgarage und die steht.. auch schief)...wenig später kommt ihr knapp 70jährige Mann und fängt sofort an unterhalb der abgerutschten Rades ein neues Trasse anzulegen...er spricht so gut wie kein Französich, aber das scheint auch irgendwie momentan nicht von Nöten und sein Handeln wirkt überlegt und kompetent..auch die Frau hilt tatkräftig mit und schleppt Stein um Stein an, während wir versuchen den bettelnden Mob zu beruhigen was unendlich anstrengend ist....
Aufgrund dessen was ich sehe, beschliesse ich zu versuchen, den LKW vorwärts zu bergen...in der Hoffnung, dass das was vor uns liege möge weniger schlimm zu fahren sein, als rückwärts aus dem Loch und wieder an dem dicken Felsen vorbei...heute weiss ich, dass diese Entscheidung falsch war...
Irgendwann ist das Nottrasse fertig, ein weiterer älterer Hirte ist dazugestossen und mit seiner zusätzlichen Hilfe durch Fahran- und Kinderzurückweisungen schaffe ich es mit stillstehendem Herzen den LKW wieder mit allen 4 Rädern auf die Piste zu bringen...überglücklich entlöhnen wir unsere Helfer recht grosszügig und vereinbaren, dass beide uns bis zum Ende des schwierigen Streckenabschnittes begleiten sollen...damit fängt der Krimi erst richtig an...

( http://www.allrad-lkw-gemeinschaft.de/phpBB3/viewtopic.php?p=388863#p388863 )

...

Ich bin vielleicht einzig stolz darauf, dass ich nicht bei der erstbesten Gelegenheit das Weite gesucht habe und Freundin, Hund, Katz und LKW einfach habe stehen lassen. Ich bin nicht stolz darauf, dass ich diese Piste "befahren" konnte, denn das konnte ich ja eben nicht. Es ist mir im Gegenteil peinlich, dass ich als "Spasstourist" das Leben meiner Reisebegleiter, das der Helfer, mein eigenes sowie meinen Laster riskiert habe..und das aus Leichtsinn und Abenteuerlust.
Ich rate absolut jedem Fahrer eines LKW-grossen Fahrzeuges diese Piste zu meiden...es waren meines Erachtens nach Glück und primär das Können meiner Helfer, welche uns schlussendlich heil aus dem Cirq hinaus gebracht haben!

( http://www.allrad-lkw-gemeinschaft.de/phpBB3/viewtopic.php?p=388884#p388884 )

Sehe ich dann diese Bilder, bin ich durchaus froh, ein Fahrzeug mit schmaler Spur zu haben:

http://www.allrad-lkw-gemeinschaft.de/phpBB3/download/file.php?id=13284&mode=view

http://www.allrad-lkw-gemeinschaft.de/phpBB3/download/file.php?id=13276&mode=view

Selbstverständlich hat der Unimog, seine Technik und seine Abmessungen große Vorteile. Aber "Vorteil" ist ein Zustand, der das Ergebnis einer subjektiven Wertung ist, und das Universum hat es nunmal eingerichtet, dass jeder Vorteil mit einem entsprechenden Nachteil bezahlt werden muss: Die gigantische Bodenfreiheit der Portalachsen erhöhen ihrerseits den Schwerpunkt und sind technisch komplex. Auf Sepps Bild hier

[Linked Image von up.picr.de]

sieht man gut, wo beim Unimog erst der Boden des Koffers anfängt, und damit das Gewicht der Beladung hinwandert. Trotzdem bleibt der Mog im "Gelände" ungeschlagen, solange man die Parameter so definiert, dass er seine Stärken ausspielen kann, und gleichzeitig seine Schwächen nciht zum Tragen kommen.

Marcus

Zuletzt bearbeitet von Ar Gwenn; 07/01/2013 10:11.

Und wieder ein Post mehr auf dem Zähler!