Eigentlich bestätigst Du mich mit Deinem Kommentar. Beide, der Faschismus (ich sage jetzt dezidiert nicht "Nationalsozialismus", um einer reflexartigen Diskussionsschubladisierung vorzubeugen, und weil dieses Thema ja wesentlich mehr Herrschaftssysteme betrifft), und der (fundamentalistische) Islam lehnen die Demokratie im modernen Sinn ab. Aber beide sehen sie als einfaches Mittel, um die Macht im Staat zu erringen, die dann dazu benutzt wird, um die Demokratie zu demontieren. Man nutzt die Brücke, um das gewünschte Ufer zu erreichen, und brennt sie dann nieder, damit einen niemand zwingen kann, das Ufer wieder zu verlassen.

Ob der Faschismus jetzt religös, areligiös oder antireligiös ist, ist irrelevant. Ein Art des religiösen Faschismus hatten wir in Österreich mit dem Ständestaat unter Dollfuß.

Deine Bedenken bezüglich Hitlers Machtergreifung sind nicht neu, aber es geht darum nur, ob sie legal erfolgt ist, und nicht, ob sie auch legitim war. Die Nazis betrachteten später ihre "legale" Machtergreifung als Makel, und hätten viel lieber eine "echte" Revolution, den gewaltsamen Umsturz der Staatsordnung gehabt. Das Hinterfragen der rechtstaatlich korrekten Machtergreifung im Wege einer Koalition ist problematisch, denn es gilt dann natürlich für jede Form der Koalition, wenn keine der Regierungsparteien für sich die absolute Mehrheit zu erringen imstande war. Mit demselben Argument kann man ein Kabinett, das aus den zweit- und drittstärksten Parteien, also eigentlich den Wahlverlierern gebildet wird, als undemokratisch bezeichnen.

Marcus


Und wieder ein Post mehr auf dem Zähler!