Frankreich, Spanien und Italien leiden gemeinsam an dem Problem, noch immer nicht verwunden zu haben, kein Weltreich mehr zu sein. Deshalb ist Fremdsprachenunterricht in allen diesen Ländern immer noch eine Randerscheinung. Beispiel: aufgrund des Toubon-Gesetzes von 1994 ist es in Frankreich verboten, an den Universitäten Kurse und Vorlesungen in einer anderen Sprache als Französisch abzuhalten - was bei uns eine Selbstverständlichkeit und akademischer Alltag darstellt. Eine Reform wird zur zeit heiß diskutiert, weil man erkannte, dass man nur noch Studenten aus Afrika nach Frankreich lockt, aber keine mehr aus Industrienationen.
Marcus
Lieber Ar Gwenn, ich weiss nicht, wie "frisch" Deine Informationen sind. Sie sind jedenfalls gruendlich neben der Realitaet, denn selbst F ist seit einigen Generationen in der Neuzeit angekommen! In der Schule ist Fremdsprachenunterricht Pflicht. (Meine Kinder hatten sich z.B. Englisch, Spanisch - zwischendrin auch Deutsch - und Latein ausgesucht.) Auch an der Uni koennen Gastvorlesungen in einer Fremdsprache vorgetragen werden - sie werden nur sofort uebersetzt.
Diskutiert wird zur Zeit ueber viele dringende Themen (besonders in der Schulreform), aber nicht "heiss" ueber Fremdsprachen allgemein, sondern darueber, ob man mit fremden Sprachen nicht schon in der CP (Vorschule) beginnen sollte.
Der tatsaechliche Grund fuer die schlechte Fremdsprachenpraxis in F ist keineswegs nostalgisches Grossmachtdenken, sondern sehr viel banaler: Franzoesisch ist auch phonetisch eine sehr komplexe Sprache. Es ist deshalb fuer Franzosen wesentlich schwieriger z.B. englisch verstaendlich (von richtig gar nicht zu sprechen) auszusprechen als fuer Nordlaender oder Deutsche. Es gehoert deshalb schon Selbstvertrauen dazu, im Kreise anderer Franzosen englisch zu sprechen. Man haelt sich eben lieber vorbeugend fuer sprachunbegabt. Franzosen sind nun mal Spoetter, die sehr gern lachen (aber trotzdem keineswegs immer boesartig).
