Guten Morgen!

Der Klaus Därr ist schuld! Ich habe noch sein Büchlein "Transsahara", erschienen irgendwann in den frühen Siebzigern. Daraus der Beginn des Kapitels "Fahrweise":

Zitat
5.3 Fahrweise

Autofahrern etwas über die Fahrweise zu sagen, ist immer eine etwas heikle Angelegenheit. Es gibt aber auf afrikanischen Pisten und im Gelände einige wichtige Dinge zu beachten, die nicht unbedingt alle bekannt sind. Man muß z.B. auch auf einer 100 km langen geteerten Straße jederzeit in der Lage sein, auf kürzester Strecke stehen zu bleiben, da entweder hinter einer Kurve eine Sanddüne den Weg versperrt, oder ein Regenguß schon vor Jahren die Straße weggespült hat, aber noch niemand auf die Idee gekommen ist, ein Warnzeichen aufzustellen, oder weil ein umgefallener LKW oder Urwaldbaum schon seit Wochen den Verkehr behindern. Oft werden aber Zeichen, wie auf der Straße liegende Steine oder Äste nicht als Warnzeichen erkannt.
Nun zum eigentlichen Pisten- und Geländefahren.
Die meisten relativ stark befahrenen Pisten haben sog. Wellblech, also wellenförmig festgefahrenen Kies oder Schotterboden, der umso unangenehmer wird, je kleiner das Fahrzeug ist. Es ist nun Sache des Fahrers herauszufinden, bei welcher Geschwindigkeit man diese Wellen gerade nicht mehr so sehr spürt.
Bei sehr niedriger Geschwindigkeit – ca. 15 km/h, fährt man jede Welle aus und hat ständig Bodenhaftung. Mit steigender Geschwindigkeit berühren die Räder nur noch zeitweise den Boden, das Fahrzeug kommt irgendwann in Resonanz und rumpelt fürchterlich über die Piste. Jetzt kommt es darauf an, noch einige PS unter der Haube zu haben, um so weit beschleunigen zu können, daß man deutlich über der Resonanzgeschwindigkeit und dadurch relativ ruhig fährt. Dabei kann etwas gesenkter Reifendruck helfen, die Idealgeschwindigkeit auf zu verantwortende Werte herabzusetzen.
Wie beschrieben, kann es notwendig sein, relativ schnell zu fahren, und es wird sich dann nicht immer vermeiden lassen, daß man mit voller Fahrt in die nächste Querrille rauscht. Um die Bocksprünge des Fahrzeugs und die Belastung der Kraftübertragung dabei möglichst klein zu halten, sollte man bis kurz vor der Rille bremsen, dann aber beim Durchfahren von der Bremse und vom Gas wegbleiben. So wird die Schnauze des Fahrzeugs beim Einschlag der Vorderachse in die Rille gerade nach oben gehen, und die Federn werden evtl. nicht durchschlagen.
Außerdem bleibt der ganzen Kraftübertragung der schlimmste Schlag beim Wiederauftreffen der angetriebenen Räder erspart. Nach solchen Sprüngen sollten immer gleich die Reifen und Federn nachgesehen werden, um unnötiges Umsichgreifen von Schäden zu verhindern. Es ist sicher unnötig zu sagen, daß bei der erheblich reduzierten Bodenhaftung auch der Bremsweg erheblich verlängert wird.
(...)"

Schöne Grüße
Matti

Zuletzt bearbeitet von Ozymandias; 15/01/2016 21:15. Grund: quote eingefügt

ex oriente lux · cedant tenebrae soli