Ich bin in einem Forstbetrieb "aufgewachsen" der sich völlig dem Plenterwaldprinzip verschrieben hat, und das schon seit ca 50 Jahren. Hier werden noch 5 Partien zu je 4 Holzarbeitern beschäftigt, ein Ausnahmefall und trotzdem Vorzeigebetrieb.

Solcher Art naturnaher Zielstärkennutzung ist aber eben nicht überall möglich, weil der Aufschließungsgrad zumindest bei uns in Ö. zu gering ist, und Schlepperbefahrbaresgelände nur in den flacheren Gebieten existiert. Im steilen Gelände müssen Seilkräne aufgestellt werden, die, wenn man plenterartig vorgehen würde, nicht kostendeckend arbeiten könnten, weil pro Nutzunggebiet zu wenig entnommen werden könnte, d. h. die Kosten für das Um und Aufstellen des Seilkranes im Verhältnis zum Erlös zu hoch wären.
Deshalb hat sich in diesen Gebieten eine schlagweise Nutzung durchgesetzt. Um beim Kahlschlagbetrieb anschließend Windwürfe zu vermeiden (max. 2 ha) haben sich Techniken entwickelt, die einen strukturierten Waldrand erzeugen, bzw. die Gefahrenrichtung erkennen und den Schlag dahin ausrichten, Begriffe wie Schlagreihe, Freihieb, Loshieb oder Gliederungshieb wurden dazu ausgebildet und definiert und nat. auch erfolgreich angewandt

Auch ist es betriebswirtschaftlich einfach nicht mehr möglich eine Partie in ein Stangenholz zu schicken und durch motormanuelle Arbeit die Durchforstung durch zu führen, die Auslastung wäre einfach nicht gegeben, braucht man doch für ein Bäuml mit 0,2 fm in etwa genauso viel Zeit wie für einen Baum mit 1,5 fm, der Deckungsbeitrag I wäre nicht zu halten, die Holzerntekosten würden die Verkaufserlöse überschreiten, deshalb wird vielfach auf Harvester zurückgegriffen, die, das ist unbestritten erheblich mehr Schaden erzeugen als durch motormanuelle Arbeit. Die Schneebruchgefahr wird aber nicht durch den Harvester vergrößert, das hängt mit der Waldbewirtschaftung insgesamt zusammen. Wird waldbaulich falsch oder zu spät geplant, stimmt das HD Verhältnis nicht mehr zusammen, die Bäume sind im Verhältnis zur Höhe zu dünn, haben zu kurze Kronen, weil Sie zu lange dicht gestanden sind. Das führt dann, bei unvermeidlicher und notwendiger Auflichtung, zu Schnee oder Windbruch. Wurzel/Stammverletzungen können natürlich den Baum ebenfalls schwächen und anfällig für Kalamitäten machen, Rotfäule, Hallimasch, Kiefernbaumschwamm, Borkenkäfer etc. etc. Aber zurückzuführen ist das doch auch hauptsächlich auf große Fehler in der Vergangenheit, nicht autochtone Fichtenwälder, falsches Saatgut, Monokulturen, alles das, was vor 120/100/80/60/40 Jahren noch falsch gemacht wurde, wird jetzt geerntet, muß jetzt umgewandelt bzw. umgebaut werden. Auch die Fehler kommen jetzt dramatisch zum Vorschein.

Die Forst/Holzwirtschaft ist ein sehr großer Wirtschaftsfaktor, und beschäftigt in deren Dunstkreis in Ö. 250.000 in D. 2.000.000 Menschen. Leider werden der Forstwirtschaft von der Holzwirtschaft die Preise/fm diktiert, Holzerntekosten und Konkurrenz werden immer höher, natürlich muß man dann rationalisieren, mechanisieren, Kosten einsparen, gewollt ist das nicht, nur gehts halt nicht anders... Die Sägeindustrie hat kein Interesse an Starkholz und tollen Qualitäten, für Sie zählen andere Gesichtspunkte, die der Forstwirtschaft und dem ökologischen Waldbau eher nicht zum Vorteil gereichen. Forstwirtschaft hat eben nichts mehr mit romantischen Waldläufertum zu tun, da gehts ums wirtschaftliches Überleben... nichtsdestotrotz, wird nachhaltig und ökologisch gedacht und gearbeitet, nur so lassen sich die vier gesetzlich verankerten Waldfunktionen Nutz/Schutz/Erholungs und Wohlfahrtsfunktion auch erhalten...

Um noch auf die angesprochen Überalterung zurückzukommen so findet man die hauptsächlich in kleinstrukturierten Bauernwäldern, die in Ö. 50% der Waldflächen ausmachen. Dort wird nicht jährlich genutzt, nur wenns notwendig ist, z.B.: der Bua tuat Hausbauen und braucht einen Dachstuhl, oder Brennholz. In der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung spielt die Forstwirtschaft nur eine untergeordnete Rolle, weil die Bauern es nicht besser wissen, bzw. keine Lust haben in den Wald zu gehen, bzw. es auch sozial so gesehen wird: "aha, der geht in Wald, braucht a leicht a Geld?"
In Ö. wird 1/3 des Zuwachses nicht genutzt, die Sägeindustrie schneidet grad ihre letzten Reserven (aufgrund der hohen Schneelage wurde nur wenig eingeschlagen)und blickt mit Argusaugen auf jene nicht genutzten Holzreserven, an die heran zu kommen ist ihr derzeitiges Streben... und Sie zahlen zur Zeit mehr! Trotzdem die Holzindustrie ist an der Misere schuld <img src="http://www.viermalvier.de/forum_php/images/graemlins/grin.gif" alt="" />
lg. flo

@hexchen, hab gehört das in D. mitlerweile wieder alte erfahrene Leute eingestellt werden, weil die einfach mehr können, soziale Kompetenz usw. find ich <img src="http://www.viermalvier.de/forum_php/images/graemlins/graem-thumbsup.gif" alt="" />

Zuletzt bearbeitet von flo; 24/03/2006 15:30.

never touch a running system