Es kursieren in einigen Zeitschriften und auf einige Webseiten die verschiedensten Stories zu diesem Thema. Nun entdeckten wir auch einen viermalvierer der diesen Alternativ Treibstoff einmal ausprobieren wollte. Seine Erfahrungen konnten wir alle im Landy Forum lesen.
Um diesem Beitrag ein wenig zu visualisieren haben wir in Zusammenarbeit mit Michael hieraus einen Technik Bericht geschaffen.
Für alle die diesen Umbau nachahnen möchten eines vorweg: es handelt sich hier um einen Versuch. Es ist nicht auszuschliessen das der Motor des Versuchskaninchens auf langer sicht kapitale Schäden erleidet. Alle die diesen Umbau an Ihren Fahrzeugen nachbauen, tun dies ausdrücklich auf eigener Verantwortung.
Hier nun Michaels Bericht:
Pflanzenölumbau am LR110 2,5 D
Es begann damit, dass ein Freund einen alten Golf TD für 300 DM geschenkt bekommen hat. Da sich der Schaden in Grenzen gehalten hätte, versuchten wir einfach mal die Mischungen Diesel/Aldiöl, zum Schluss 100% Aldiöl. Es war dem Ding wirklich egal, was man reinschüttete, er sprang immer gut an (klar, es war Sommer) und lief besser, je grösser der Pflanzenölanteil war (vermutlich dadurch bedingt, dass das zähflüssigere Pflanzenöl die alte Einspritzpumpe besser abdichtete und somit ein höherer Einspritzdruck entstand). In manchen kalten Nächten musste man aber schon 3 bis 4 mal vorglühen. Auf jeden Fall hat er die Tortur perfekt überstanden und konnte auch noch für 600 DM verkauft werden.
Mein Interesse war geweckt, ich hatte zwar einen Diesel (MB CDI), aber den wollte ich nicht unbedingt opfern, um herauszufinden, wie es denn so läuft damit. Ergo musste was Richtiges her, auf jeden Fall einen alten Geländewagen, mit dem man auch in den Urlaub fahren kann. Zuerst wollte ich einen 300er Diesel-G, aber aufgrund der Preise oder aber der schlechten Zustände kam ich davon wieder ab. Auch ein Toyo BJ 45 hätte mir sehr gut gefallen, da aber sämtliche erschwingliche BJ, derart verrostet waren kam ich durch Zufall auf einen Landy, sah ihn und musste mich verlieben. ( Anmerkung von viermalvier: Ist doch klar oder nicht 😉 Irgendwie tat er mir schon leid, wissend, was ich mit ihm vorhabe.

Der Tank war noch ca.² voll, also auf zum Aldi und mal richtig nachtanken, daraufhin änderte sich der Auspuffabgasgeruch zu meinem Wohlwollen, sonst änderte sich überhaupt nichts, startete immer und lief perfekt.

Das reicht für 320 Km
Aber es kann natürlich nicht das erklärte Ziel sein, wie beim Zweitakter ständig Mischung fahren zu müssen. Deshalb auf in den Baumarkt und Kupferrohre gekauft und den ersten Wärmetauscher meines Lebens gebaut.

Ich habe damit die Rohre, die links entlang am Zylinderkopfdeckel laufen, ersetzt.
Das ganze sah schon sehr gut aus, befriedigte mich aber noch nicht. Die Abkühlung des Treibstoffes durch die Spritpumpe und den Filter war zu gross, es verbesserte sich auch nicht wesentlich, als ich alle Schläuche isolierte.

Isolierte Spritleitung
Dann folgte der nächste Schritt, ich brauche noch eine Erwärmung ganz kurz vor der Einspritzpumpe. Durch Zufall fand ich ATGös Dieselterm für 49 DM als Restposten. Das habe ich dann gleich bestellt. Daran war ein Thermostat mit 40 Grad. Natürlich etwas wenig für meine Bedürfnisse, 70 sollten es schon sein + Wärmeverlust durch Einspritzpumpe usw. Nach langem Suchen hab ich dann ein passendes 100 Grad-Thermostat gefunden und das Ganze eingebaut. Dazu kam dann noch ein Fernthermometer, das wenigstens annähernd die Pöl-Temperatur anzeigen sollte. Auf zu Probefahrt, es läuft perfekt, nur halt der Kaltstart.
Nach dem Lesen vieler Pages im Internet (Links folgen als Anhang) entschloss ich mich, eine Zwei-Tank-Lösung einzubauen, sowie einen richtigen Plattenwärmetauscher. Nun bin ich viel rumgefahren, um derartiges Zeugs Überhaupt zu bekommen. Es musste ein 6/2-Wege Umschaltventil sein, um auch den Spritrücklauf dem richtigen Tank zuzuordnen.
Ebenso wollte ich den Wärmetauscher richtig überdimensioniert, denn ich konnte weder auf Erfahrungen noch sonstige Werte zurückgreifen.
Nach ca. zwei Wochen bekam ich nun das Material und auch gleich die Aufgabe, wieder auf die Suche nach den notwenigen Schlauchanschlüssen, Fittings und Nippel zu machen. Nach einer weiteren Woche hatte ich alles zusammen und begann mit der Montage.
Ziel: Kürzestmögliche Schlauchverbindungen, kompakter Aufbau und trotzdem gute Erreichbarkeit der Teile, wegen eventuell notwendiger änderungen. Und das kam dabei heraus:

Ich baute eine Aluträgerplatte, die vorne am Kotflügel und hinten an der Motorspritzwand verschraubt ist, darauf montiert ist das 6/2-Wege-Ventil sowie der Wärmetauscher mit selbstgebauter Befestigung. Am Wärmetauscher ist noch ein manuelles Kugelventil montiert, mit dem man den Kühlwasserfluss unterbrechen kann, um bei evtl. Dieselbetrieb die Vorwärmung abzuschalten.
Zwischen dem Umschalter und der Einspritzpumpe hängt noch der elektrische Vorwärmer, also möglichst nahe am Verbraucher um den Wärmeverlust zu kompensieren. Damit wird auch in der *Mit-Diesel-Warmlaufphase* der Dieselkraftstoff vorgewärmt, was in meinen Versuchen aber kein Problem war. Es hat den grossen Vorteil, dass damit von Anfang an die Einspritzpumpe mit vorgewärmt wird.

Leider traten in den Versuchsfahrten auch grosse Probleme auf: Nach diversen Änderungen, teilweise in der Dunkelheit, lief der Landy nur noch ca. 80 km/h, und dies mit grossem Stottern. Das bei Aussentemperaturen unter 10 Grad. Ich dachte ich mir, dass das Pöl, bei diesen Temperaturen zu zähflüssig für die serienmässige Spritpumpe ist. So besorgte ich mir eine zusätzliche Pumpe aus einem Benzineinspritzer, die ich neben dem Tank installierte. Die funktionierte, bis auf einem Problem, es saute am Wärmetauscheranschluss immer etwas Pöl heraus. Offensichtlich wurde der Förderdruck zu gross. Na ja, was soll es, Hauptsache er hört sich gesund an und macht keine Zicken.
So fuhren wir nach Kallinchen, dem Treffen der viermalvier User. Getankt haben wir auf der Nürnberger Autobahn bei Greding am Autohof für 1,09 DM der Liter. Bis auf den Verlust von etwas Pöl gab es überhaupt keine Probleme. In Kallinchen wollte ich den hohen Druck irgendwie bekämpfen und entschloss mich, eine Schlauchverbindung zwischen Kraftstoffhin- und Rückleitung zu legen. Die anschliessende Testfahrt auf dem Gelände offenbarte keinen Pölverlust mehr, auch dass Stottern verschwand. Da ich mehr ein Geländer-Steher bin, bewegte ich nun den Landy nicht mehr allzu viel. Während der Heimfahrt musste ich auf der Autobahn feststellen, dass wieder mein 80 Km/h-Tempolimit-Problem aufkam, er lief einfach nicht schneller. Ich wollte nur nach Hause und nicht unterwegs nach Fehlern suchen. Also schaltete ich halt bei jeder Steigung um auf Dieselbetrieb, damit lief er ganz normal. Leider brach mir an einer Steigung der Plastikhebel meines Umschalters ab, und der Schalter liess sich nicht mehr in Richtung Diesel bewegen. Die Pöl. weiterfahrt ging dann bergauf mit Tempo 45 und dass auf der Autobahn (wie peinlich…). Zum Glück fuhren wir im Klein-Konvoi (an dieser Stelle nochmals vielen Dank an Gudrun und Horst aus Lechhausen und Ulla aus Nähe Nürnberg) für die Geduld, Pannen- und Seelenhilfe). An einer Tankstelle bekam ich einen neuen Kippschalter, diesmal aus Metall (unkaputtbar). Mit diesen kleineren Schwierigkeiten kamen wir zuhause an,… mit Landy.
In den folgenden Tagen ging ich auf die Störungssuche und musste feststellen, dass die Zusatzpumpe nicht viel förderte, weil irgendwie Luft reinkam, man konnte es richtig blubbern hören. Bedingt durch die Zähflüssigkeit konnte ich die Luft nicht rausbringen. Also neue Pumpe, ich hatte eine …lwechselpumpe, die ich für den Versuch doch mal opfern könnte, gesagt getan, damit lief es wieder, leider gab das ding nach ca. 15 Minuten den Geist auf, na ja es stand ja was von max 30 min Dauerbetrieb drauf.
Jetzt wusste ich wirklich nicht mehr weiter und sah mir den Umbau so an, verglich Ihn mit meinem Plan und stellte fest, dass ich den Einspritzpumpenvorlauf mit dem Rücklauf verwechselt hatte ö ich Idiot. Vorlauf und Rücklauf bei Dieselbetrieb stimmten, nur bei Pöl war es falsch herum, Schei… 6/2-Ventil. So, schnell Vorlauf und Rücklauf getauscht, jetzt geht es immer perfekt, auch ohne Zusatzpumpe.
Als nächstes schaue ich mich nach einer Bosch-Einspritzpumpe um, die soll mechanisch eher belastbar sein als die verbaute Lucas/CAV ö DPS Pumpe. Ich will damit nicht sagen, die CAV wäre Schrott, nur ist sie systembedingt (Radialkolbenprinzip mit Druckzuwachs) nicht so sehr für zähere Flüssigkeiten geeignet. Falls wer davon Ahnung hat, bitte Mail an mich.
So, das war es bis jetzt, will be continued.
Weitere Bilder:

Selbstumbau-Zahnradpumpe, lauter als der Dieselmotor, förderte gut, aber Exitus nach ca. 15 Minuten

Zusatzpumpe, förderte gut, hält auch, aber wird Luft nicht los

Einfaches Magnetschaltventil 2/2-Wege

Rechts der Plattenwärmetauscher, das isolierte im Vordergrund ist der elektrische Zuheizer.

Draufsicht: Der rote Griff am Wärmetauscher ist der Kugelhahn, mit dem der Wasserzulauf, für Dieselbetrieb, unterbrochen werden kann.

Stromentnahme für das Zusatzzeugs am Anlasseranschluss

Der Test-Auspuff-Wärmetauscher, inzwischen wieder stillgelegt
Linkliste:
Weitere Links in unserer Linkdatenbank
Meine Teileliste kann ich mailen, nur wird eine Sammelbestellung mit Sicherheit billiger. Bei Interesse Mail an zeitler@gmx.de
Die bisherige Kosten:
Schläuche, Rohre, Adapter, Kugelhahn: Ca. 350 DM
Plattenwärmetauscher: 280 DM
Umschaltventil: 260 DM
Zweites Ventil, wird noch verbaut: ca. 80 DM
Zweittank: 20-Liter Kanister: ca. 30 DM
Spritentnahme für Kanister: ca. 50 DM + Kleinmaterial 20 DM
Elektrische Spritpumpe für Zweittank: 120 DM
Dieselfilter Einweg für Zweittank: 48 DM
Aluträgerplatte mit Zubehör: ca. 60 DM
Dieseltherm (Sonderangebot): 49 DM
Schalter, Relais, Sicherungen: ca. 100 DM
Rohrschalenisolierungen: ca. 50 DM
Wieder verworfenes Material: ca. 500 DM
Umschaltventil: 260 DM
Zweites Ventil, wird noch verbaut: ca. 80 DM
Zweittank: 20-Liter Kanister: ca. 30 DM
Spritentnahme für Kanister: ca. 50 DM + Kleinmaterial 20 DM
Elektrische Spritpumpe für Zweittank: 120 DM
Dieselfilter Einweg für Zweittank: 48 DM
Aluträgerplatte mit Zubehör: ca. 60 DM
Dieseltherm (Sonderangebot): 49 DM
Schalter, Relais, Sicherungen: ca. 100 DM
Rohrschalenisolierungen: ca. 50 DM
Wieder verworfenes Material: ca. 500 DM
Noch anfallende Kosten:
TUV-Gebühren + eventuell notwendige Änderungen
+ Mal sehen, was der Winter bringt
Vielen Dank an Michael für die Weitergabe seiner Erfahrungen.
Phil
Team vier
Team vier