Mongolia Expedition 2000

Ein Reisbericht von Jo.

Der Bericht ist sehr lang und mit vielen (wunderschönen) Bilder. Die Bilder sind für Internetverhältnisse recht groß. Wir wollten jedoch nicht die Fazination  rauben und finden die erhöhte Downloadzeit der Seiten gerechtfertigt mit dem anschließend gebotenen. Der Bericht ist auf mehrere Seiten aufgeteilt.

Viel Spaß beim Lesen wünschen euch Jo & viermalvier.


Mongolia Expedition 2000

Reiseroute:

Wien – Brünn (Cz) – Katowice (Pl) – Warschau (Pl) – Minsk (Weißrussland) – Moskau (Russland) – Vladimir – Niznij Novgorod – Kazan – Elabuga – Izevsk – Perm – Kungur – Jekaterinburg – Kamyslov – Tjumen – Isim – Tukalinsk – Omsk – Kujbysev – Novosibirsk – Kemerovo – Angars – Irkutzk – Ulan Ude – Kjachta – Ulan Bator (Mongolei) – Karakorum – Uliastay – Tsetserleg – Ulan Bator – Retour

 

Gefahrene Kilometer:

22000km

Reisedauer:

10.07.00 / 18.09.00

Fahrzeuge:

Landrover Discovery Tdi 91´
Toyota Landcruiser 3.0td 95´

Reisekosten:

ca. 18000 ATS / Person (all inklusive / ohne Fahrzeug)

Contact:

Jo Mail

 

Durch Russland in die Mongolei

Die Idee:

Am Anfang stand die Idee mit dem Auto in die Mongolei zu fahren. In den spärlichen Reiseberichten über die Mongolei war immer wieder von den unendlichen Weiten der Mongolei und der besonderen Gastfreundschaft ihrer Bewohner die Rede.

 

Typische Landschaft in der Mongolei

Die Mongolei

Die Mongolei ist flächenmäßig etwa drei mal so groß wie Frankreich. Die Einwohnerzahl ist mit nur 2,6 Mio., wovon ca. 600000 in der Hauptstadt Ulan Bator leben, relativ gering. Ein großer Teil der Bevölkerung lebt nomadisch von der Viehzucht.

Das Spektrum der Landschaft reicht vom Altai Gebirge im Westen, über die Wüste Gobi im Süden zu den unendlich erscheinenden grünen Weiten im Norden und Osten der Mongolei.

Das Klima ist von harten Wintern und kurzen Sommern geprägt. Die Schneeschmelze macht ein Vordringen in bestimmte Gebiete während des Frühlings nahezu unmöglich.

Asphaltierte Straßen gibt es nur wenige, insgesamt etwa 400km. Die wenigen vorhandenen Straßen sind zudem oft in einem erbärmlichen Zustand. Pisten sind genug vorhanden, allerdings erschweren die vielen Flüsse und das oftmalige Fehlen von Brücken das Vorankommen enorm.

Obwohl das Land als Entwicklungsland einzustufen ist, trifft man selten so viele glückliche und vor allem freundliche Menschen wie in der Mongolei.

 

 

Die Planung

Zwei Jahre sollten wir schließlich brauchen um unseren Traum zu verwirklichen. Wir versuchten in Gesprächen mit reiseerfahrenen Leuten kontinuierlich unseren Erfahrungsschatz zu erweitern. Diesen Beschluss besiegelten wir im Sommer 99 mit dem Kauf eines Landrovers Discovery Bj. 91.

Uns wurde immer wieder das Ende der Zivilisation hinter dem Ural vorausgesagt, weshalb wir im folgenden Jahr jedes potentiell ausfallgefährdete Teil durch ein Neues ersetzten. Gleichzeitig erhöhten wir die Geländegängigkeit unseres Landys erheblich. Wir rechneten damit in Sibirien nur mehr Grundnahrungsmittel zu bekommen und packten deshalb Nahrungsmittel für drei Monate ein. Wobei wir uns, vor allem aus Gewichtsgründen, auf „Nahrungsbausätze“ beschränkten. Dies nicht in Form von sündteurer Expeditionstrockennahrung, sondern einfach Dinge, aus denen man mit wenig Aufwand und einigen überall erhältlichen Zutaten ein schmackhaftes Essen zaubern konnte.

Parallel zu diesen Vorbereitungen versuchten wir die nötigen Einreisepapiere zu bekommen. Dies sollte sich als sehr schwierig herausstellen, da vor allem die Russen nichts von Pünktlichkeit hielten (und halten). Trotz sehr guter „Beziehungen“ nach Russland gelang es uns nicht, ein gültiges, zweimaliges Ein-/Ausreisevisum zu bekommen. Wir begnügten uns deshalb vorerst mit einem einmaligen Visum, das wir in Irkutzk/ Sibirien dann erweitern wollten.

Kassiert haben alle Staaten genug. Vor allem Weißrussland hielt die Hand besonders frech auf: 680 ATS für die bloße Durchfahrt erschien allen doch etwas viel (da kommt einem die Autobahn-Vignette wieder günstig vor)…

Schließlich bekamen wir unser letztes Visum, das Russische, erst etwa eine Woche vor Abreise. Bis zuletzt also war unsere Abfahrt ungewiss.

 

Abreise

…und Adi aus Afritz / Kärnten

Am 10.07.2000 fuhren wir schließlich los. Nach anfänglichen Problemen mit Adis Toyota ging es zuerst in die Tschechei, wo wir unsere erste Nacht verbrachten. Am nächsten Tag wurde Polen und der weißrussische Grenzübergang bewältigt. Aufgrund der bekannten Vorliebe für westliche Autos in diesen Ländern, entschlossen wir uns direkt an der Grenze im Auto zu übernachten. Die Weißrussen kassierten von allen am unverschämtesten: zuerst eine völlig unnötige und zudem sauteure Versicherung (grüne Karte hatte jeder mit), dann 12USD für die Autobahnbenutzung, und weiters noch eine Strafe von 5USD wegen Linksfahrens (!) auf einer zweispurigen Autobahn. Die Durchfahrt verlief dann allerdings problemlos – schnurgerade, schöne Straße mit wenig Verkehr, so dass wir am selben Tag noch über die russische Grenze kamen. Wir hatten mit extremen Kontrollen gerechnet: Alles ausräumen, Leibesvisitationen etc. schwanten uns. Die Realität war ernüchternd – nach dem Ausfüllen obligatorischer Papiere schien es niemanden mehr zu interessieren, ob wir über die Grenze fahren oder nicht.

Russland

Wir übernachteten auf einem zwielichtigem Parkplatz kurz vor dem äußerem Ring von Moskau. Die Lage erschien uns bedrohlich, die Angst vor der Kriminalität war überall offensichtlich. Bewachte Parkplätze gleichen in Russland oft Hochsicherheitsgefängnissen: meterhohe Mauern mit Stacheldraht oben drauf, Flutlichtanlage, ein Wachturm mit mehreren Mann Besatzung, meist mit automatischen Waffen und mannscharfen Hunden ausgerüstet.

Wir brechen am nächsten Morgen früh auf, vor uns liegt Moskau, die mittlerweile auf 14 Mio. Einwohner angewachsene Metropole der Russen. Wir beschließen Moskau am inneren, der insgesamt drei, Autobahnringe zu umfahren. Dank GPS und Silvia´s Russischkenntnissen klappt das hervorragend, fast schon zu gut.

Das Unglück ereilt uns dann in Form der russischen Mafia! Plötzlich tauchen im Rückspiegel zwei vollverdunkelte Mercedes 500 auf – wir werden verfolgt! An jeder größeren Kreuzung wartet schon ein weiterer Mercedes, der, nachdem er uns erblickt hat, sich hinter uns einreiht. Wir werden regelrecht belagert. Schließlich fasst sich einer der größeren Mercedes ein Herz und überholt mich. Knapp vor mir schert er ein und bremst voll. Ich bin fest entschlossen draufzuhalten, wer bremst, verliert, nicht nur sein Auto – diese Leute fackeln nicht lange. Der Abstand zwischen mir und dem Mercedes wird rasch kleiner, doch im letzten Moment schwenkt er aufs Bankett aus. Kaum bin ich an ihm vorbei, setzt er uns wieder nach. Adi fährt mittlerweile Stoßstange an Stoßstange damit sich keiner zwischen uns zwängen kann. Ich schließe dicht zu einem der riesigen russischen Lastwagen auf. So einen Ausbremsen schafft frühestens ein Panzer.

Irgendwo bei Niznij Novgorod verfahren wir uns, Dank GPS finden wir wieder auf die richtige Straße zurück. Mercedes ist uns keiner gefolgt und an den kommenden Kreuzungen steht auch keiner. Vorerst sind wir diese dunklen Gestalten los – doch die Angst bleibt. Besonders Adi scheint den Stress nervlich nicht zu verkraften, immer öfter redet er vom Umkehren.

Die Hydraulikleitungen des Servolenkgetriebes lösen sich wir schrauben zwei Stunden.

 

Immer deutlicher werden die riesigen Dimensionen von Russland. Man fährt tagelang geradeaus. Links und rechts der Straße nur Wald, bzw. der für Russland typische Sumpf. In selbigem wohnt die Geissel Russlands: Abermilliarden von Gelsen! Jeder Aufenthalt im Freien wird dadurch zur Hölle. Sofort sind Hunderte der kleinen Biester zur Stelle um einem das Blut auszusaugen.

 

Sibirien

Der Ural, der zwei Kontinente voneinander trennt, erweist sich als lächerlicher Hügel. Vor Jekaterinburg zeigt das GPS gerade mal 300m über Null an. Gleichzeitig eröffnen sich die Weiten Sibiriens. Land soweit das Auge reicht. Bereichert wird das Ganze durch umfangreiche Birkenwälder.

Die Zivilisation hört keineswegs hinter dem Ural auf. Die Straßen sind in akzeptablen Zustand und von Anarchie keine Spur. Alle paar hundert Kilometer ist eine Kontrollstelle der russischen Polizei – DPS – die Papiere und Fahrzeuge kontrolliert. Die Polizisten sind meist nur neugierig und froh über etwas Abwechslung. Ungerecht behandelt werden wir dort eigentlich nie – trotz der etwa 60 Kontrollen (!) auf der Hinreise.

Die größeren Städte können allesamt auf mehrere Millionen Einwohner verweisen. Eine Durchfahrt durch eine Stadt dieser Dimension kostet, vor allem wegen der spärlichen Beschilderung, viel Nerven und Zeit.

Typischer Birkenwald in Russland

Schließlich erreichen wir nach zwölf Tagen oder 8200km unser vorläufiges Ziel – Irkutzk. Dort treffen wir alte Freunde von Silvia wieder. Diese erweisen sich, wie eigentlich viele Russen, als sehr gastfreundlich. Trotz der oft schlechten wirtschaftlichen Lage gibt es in Russland Gastfreundschaft in Dimensionen wie sie bei uns undenkbar wäre.

Silvia regelt derweil in Irkutzk die Sache mit dem Visum. Nox, Adi und Jo fahren inzwischen zum Baikal See um sich dort von den Strapazen der Reise zu erholen. In Irkutzk spendet Silvia einen kleineren Betrag einer dortigen Mittelschule. Die Direktorin erklärt sich dafür bereit alle nötigen Visumsunterlagen zu stempeln (Stempel sind überhaupt das Wichtigste in Russland). Schließlich kommen wir so zu unseren Visa. Die Anmeldung, die laut Gesetz am Reiseziel unbedingt erforderlich ist, dauert dann allerdings zwei Wochen (!) – mit unzähligen Behördengängen verteilt über die ganze Stadt. Die russisch Behördenwillkür ist mitunter einer der negativsten Punkte in Russland.

 

Baikal See

Der Baikal See ist mit einer Länge von über 600km und einer Tiefe von ca. 1700m vom Volumen her der größte Süßwassersee der Erde. Das Wasser besitzt zudem Trinkwasserqualität und wird deshalb in Flaschen abgefüllt und in ganz Russland verkauft. Baden ist darin auch im Sommer nur für die Härtesten zu empfehlen: viel wärmer als 15°C wird der See nie. Die geographische Abgeschiedenheit hat den See bisher vor allzu großer Verschmutzung bewahrt. Doch setzt vor allem die russische Zelluloseindustrie alles daran, diese Versäumnisse wieder wettzumachen. Vom Landschaftlichen her ist der Baikal See überwältigend schön. Für einen See in dieser Größe tummeln sich auffallend wenig Touristen an seinen Ufern.

Der Baikal See von der Insel Ol´hon aus

Nachdem Silvia alles mit den Papieren geklärt hatte, fuhren wir alle mit unseren russischen Freunden zur Insel Ol´hon im Baikal See. Die Insel ist nur über eine Fähre zu erreichen und ist ca. 70km lang. Dort verbringen wir einige unbeschwerte Tage am Strand und genießen die Ruhe und Abgeschiedenheit.

Getrübt wird die Freude nur durch vier Platten an Adis Toyota, die alle vier über Nacht gleichzeitig auftauchten. Irgendein Scherzbold hat am Weg ein Nagelbrett eingegraben und damit Adi einen halben Tag Arbeit beschert.

Der Weg in die Mongolei

Nach drei Wochen am Baikal See und in Irkutzk machen wir uns auf den Weg in die Mongolei. In Ulan Ude, einer Stadt östlich des Baikal Sees treffen wir auf die deutsche Reisegruppe. Es sind insgesamt neun Männer mit zwei umgebauten Allrad LKW´s und einem Geländewagen. Wir hatten uns vorher schon getroffen und vereinbart in der Mongolei gemeinsam zu fahren. Sie besitzen zudem gute Verbindungen in die Mongolei von denen auch wir profitieren konnten.

Der Grenzübertritt Russland/ Mongolei ist nicht unproblematisch. Beide Staaten vertragen sich nicht sonderlich gut und erschweren sich deshalb den Grenzübertritt gehörig. Ein Grenzübertritt mit dem eigenen PKW ist für Ausländer generell nicht möglich – alle Bestechungsversuche verlaufen im Sand. So muss ein Mongole das Auto über die Grenze fahren. Nicht mongolische oder – russische Personen dürfen nur mit dem Zug einreisen. Weshalb wir zähneknirschend unsere Autos an bereits organisierte „Fahrer“ übergeben und selber 40km im Taxi zum nächsten Bahnhof zurück fahren, dort ein völlig überteuertes Ticket kaufen müssen um dann zwei Stunden in einem Wagon der Transsibirischen Eisenbahn bei tropischen Temperaturen über die Grenze zu tuckern. Bei der Ankunft große Erleichterung: Die Autos sind nicht gestohlen – sie parken feinsäuberlich aufgereiht am Parkplatz der Zollbehörde.

Einreise mit Schwierigkeiten

Dort bahnt sich dann doch noch eine Katastrophe an – diese gierigen Mongolen wollen doch tatsächlich 2000USD Einfuhrzoll pro Fahrzeug sehen! Einen Betrag von dem keiner ein Wort gesagt hat. Weder haben wir das Geld, noch wollen wir es auslegen, da uns von Seiten der Behörde ehrlicherweise gesagt wird, dass wir die „Kaution“ wahrscheinlich nie wiedersehen werden. Bevor wir nicht bezahlt haben, dürfen wir den Zollparkplatz nur während des Tages verlassen, zudem müssen immer zwei Fahrzeuge zurückbleiben.

Unser Führer Temulin verhandelt heftigst mit der Behörde, doch es ist offensichtlich, dass er Dreck am Stecken hat und es mit uns nicht ganz ehrlich meint. Schließlich entschließen wir eine Delegation nach Ulan Bator zu schicken, um dort beim Zollamt vorzusprechen. So fahren mitten in der Nacht jeweils eine Abordnung der Deutschen und der Österreicher nach Ulan Bator. Die Fahrt ist nicht ungefährlich: 280km in der Nacht bei zweifelhaften Straßenverhältnissen erweisen sich als echte Herausforderung. Trotz eines unsanften Kontakts des Landrovers mit einer aus dem Boden ragenden Eisenstange erreicht unsere Gruppe am Morgen Ulan Bator. Dort sprechen wir beim Kontaktmann der Deutschen, Dr. Bohrmann, vor, der uns aber auch nicht wirklich helfen kann. Hilfe bietet allerdings die Deutsche Botschaft. Sie will für unsere Autos bürgen. Dies scheitert allerdings nach langem hin und her an einem strittigen Formfehler. So kehren wir gebrochen zur Grenze zurück, wieder in der Nacht.

Unser bester Freund, der „Parkplatzwächter“ hier mit Familie

Die Stimmung am Parkplatz ist am Tiefpunkt. Es wird sogar an Heimfahrt gedacht. Die Deutschen haben allerdings kein russisches Visum für die Rückreise. Es wird ernsthaft darüber diskutiert die LKW´s öffentlich aus Protest zu verbrennen.

Die Rettung naht nach zwei Tagen für die Deutschen in Form von Dr. Bohrmann. Er bürgt für die LKW´s und die Deutschen können einreisen. Wir müssen bleiben. Wir wollen noch einmal alle Hebel umlegen, um doch noch einreisen zu können. Doch erweist sich ein Strohhalm nach dem anderen als hoffnungslos. Nach vier Tagen am Parkplatz wollen wir die Rückreise antreten. Ein weiteres Mal schleppen wir uns zur Zollbehörde. Dort hat anscheinend die Belegschaft gewechselt und es ist ein freundlicher Herr anwesend, der russisch spricht. Silvia trägt ihm unseren Wunsch vor, dass wir gerne in die Mongolei einreisen würden. Er sagt darauf nur: „Na dann fahrt doch!“ Wir sind etwas perplex und fragen nach. Schließlich kristallisiert es sich heraus, dass alles nur ein großer Betrug war! Die Leute die uns das mit dem Einfuhrzoll erzählt hatten, waren keine Beamten, sie hatten nur irgendwelche Uniformen an. Trotzdem waren sie in exakt dem gleichen Raum des Zollgebäudes wie der freundliche Herr jetzt. Dieser kann jedoch seine Autorität beweisen und wir können unser Glück wieder einmal nicht fassen. – Wir dürfen in die Mongolei!

{mospagebreak}

Mongolei

Wir fahren nach erfolgreichen Grenzübertritt sofort Richtung Ulan Bator. Dort berichten wir auf der deutschen Botschaft über den gescheiterten Betrug mit dem Einfuhrzoll. Die Leute sind etwas ratlos, was zu tun sei – helfen uns dann aber in Bezug auf Reiseroute weiter. Sie verweisen uns auf die Mercedeswerkstatt von Ulan Bator. Dort tummeln sich anscheinend alle kompetenten Ausländer der Mongolei auf einem Haufen. Dort arbeitet auch Fred Forkert, der Autor unseres Mongolei-Reiseführers. Er erklärt sich bereit, für uns eine Reiseroute zusammenzustellen. Von ihm erhalten wir dann auch eine wirklich exquisite Route zu der wir noch am selben Tag aufbrechen.

 

Karakorum

Das Kloster in Karakorum

Der erste Weg führt uns nach Karakorum, der ehemaligen Hauptstadt von Dschingis Khan dem Eroberer. Er war Gebieter über das größte Reich das jemals auf Erden existierte. Von dem einstigen Glanz ist heute wenig übrig: Karakorum ist heute eine kleine, nicht besonders sehenswerte Stadt. Die Reste des Klosters von Karakorum zeugen von der damaligen Bedeutung dieser Stadt.

Ein weiterer Teil des Klosters

Orchon Wasserfall

Wir übernachten in Karakorum und brechen am nächsten Tag zum Wasserfall Orchon auf. Wir sind sehr gespannt – hier hört der löchrige Asphalt endgültig auf. Die Strecke zum Wasserfall erweist sich dann auch als sehr anspruchsvoll. Es geht die ganze Zeit über extrem spitzes Lavagestein. Wenn ich aus dem Auto auf die Reifen sehe wird mir ganz schlecht: Die Reifen können das unmöglich lange durchhalten. Wir erreichen trotzdem den Wasserfall relativ bald. Adi hat wieder einen Platten – seinen mittlerweile siebenten.

Wasserdurchfahrten sind in der Mongolei eher die Regel denn die Ausnahme

Der Orchon Wasserfall erweist sich als sehr sehenswert. Wir nehmen ein sehr erfrischendes Bad am Fuße des Wasserfalls.

Der Orchon Wasserfall

Offroad Abenteuer

Am nächsten Tag wollen wir weiterfahren zu einem nahegelegenem See. Dieser ist laut unseren TPC Karten nur sechs Kilometer weit entfernt. Wir fahren den ganzen Tag durch extrem schwieriges Gelände. Außer einem riesigen Areal aus Lavagestein finden wir nichts. Anscheinend hat ein Vulkanausbruch den See „verschluckt“. Der Verbleib dieses Sees konnte von unserer Seite aus nie geklärt werden. Trotzdem ist die Gegend sehr sehenswert. Wir fahren zurück und überqueren einige fahrerisch anspruchsvolle Pässe. Eine Geschwindigkeit von mehr als 10km/ h erweist sich bei dem Gelände als völlig utopisch.

„leichtes Gelände“ in der Mongolei

Einige Tage später erreichen wir die Schwefelquellen zu denen wir vom Wasserfall aus aufgebrochen sind. Diese sind zwar warm, aber reichen aufgrund der geringen Wassermenge nicht für das erhoffte Bad – schade. Wir übernachten in der Nähe einiger Jurten, der Behausungen aller nomadischen Mongolen. Diese wunderbaren Zelte aus Filz bieten Schutz und Unterkunft im oftmals harten Klima der Mongolei.

Die Behausung aller nomadischen Mongolen – die Jurten

Frühstück auf Mongolisch

Am nächsten Morgen werden wir angenehm überrascht. Die dortigen Mongolen laden uns zum Frühstück ein: Es gibt Öröm, ein mit reinem Butter gefülltes Ommlette, Schafkäse und Airag, das Nationalgetränk der Mongolen. Airag wird aus der Milch von Stuten gewonnen. Diese wird solange gestoßen, bis sie sich in ein erfrischendes, schwach alkoholhältiges Getränk verwandelt hat. Airag ist wohlschmeckend, aber aufgrund seines nicht offensichtlichen Alkoholgehaltes sehr hinterhältig.

Frühstück auf Mongolisch

Parallel zum Airag wird Milchschnaps aus einem Schälchen in der Runde gereicht. Die mongolische Tradition verbietet es, Geschenke zurück zu weisen. So trinken wir eine Runde nach der anderen. Milchschnaps ist nicht so gnädig wie Airag und so wird mir gehörig schlecht. Nox rächt sich indem er unseren Nussschnaps die Runde gehen lässt.

Die Mongolen ernähren sich ausschließlich von Fleisch- und Milchprodukten. Die Getränke sind zum größten Teil alkoholhältig. Zusammen mit der harten Lebensweise führt dies dazu, dass die meisten Mongolen um Jahre älter aussehen als sie eigentlich sind. Medizinische Versorgung ist weitgehend unbekannt. Die Kindersterblichkeitsrate ist sehr hoch, weshalb Kleinkinder in den ersten Lebensjahren erst gar keinen Namen bekommen.

Trotzdem scheinen die Mongolen immer fröhlich zu sein. Überall wo man hinkommt wird man mit freundlichem Lächeln empfangen. Unfreundlichkeit ist in der Mongolei eine Seltenheit.

Mongolische Kinder treiben eine Pferdeherde durch einen Fluss

Mongolische Jäger

{mospagebreak}

Grasland

In den nächsten Tagen durchqueren wir riesige Grassteppen. Am Horizont sieht man oft Gewitter. Man glaubt jeden Moment in ein solches zu fahren, aber die Entfernungen täuschen oft.

Eine herrenlose Kamelherde in den weiten Steppen der Mongolei

Wir sind fasziniert von der Stille und Abgeschiedenheit in dieser Region. Man fährt den ganzen Tag und sieht vielleicht eine Handvoll Menschen.

Die unendlichen Weiten der Mongolei…

An der Spitze aller Pässe in der Mongolei steht ein Owoo – ein ritueller Opferplatz. Wer an ihm vorbeifährt, muss ihn dreimal umrunden und dabei jeweils einen Stein hinterlegen. Nichtbeachtung führt zu großem Unglück.

Wir gelangen schließlich in eine Gegend die optisch an Arizona erinnert. Unglaublich wie schnell hier verschiedene Vegetationszonen wechseln.

Der Wüstensee

Wir fahren weiter zu einem riesigen Dünenfeld in der Nähe von Uliastay. Dort inmitten von Dünen soll ein wunderschöner Wüstensee sein. Am Rande der Dünen blicken wir ehrfürchtig auf mehrere hundert Meter hohe Dünen. Sie tauchen so plötzlich aus einer grünen Ebene auf, als wären sie dort aufgeschüttet worden.

Wir überlegen ob wir eine Durchquerung des Dünenfeldes wagen können. Währenddessen gesellen sich zwei Mongolen mit ihren Pferden zu uns. Sie erklären sich sofort bereit, uns zum See zu führen. Nach relativ kurzer Zeit sind wir dann auch dort – es ist wirklich ein Wunder. Inmitten riesiger Dünen ein glasklarer See von etwa zwei Kilometern Länge.

Inmitten riesiger Dünen taucht plötzlich ein glasklarer Wüstensee auf

Am Ende des Dünenfeldes warten wir vergeblich auf Adi. Er hat zuviel Erfahrung um sich im Sand einzugraben. Als er nicht und nicht kommen will, fahren wir zurück um ihn zu suchen. Tatsächlich hat er sich am Fuße einer kleinen Düne eingegraben. Er wird bereits von einem Haufen Mongolen umgeben, die ihm helfen wollen, das Auto wieder flott zu kriegen. Leider stellt sich schnell heraus, dass Adis Freilaufnaben gebrochen sind und er somit nur mehr über Zweiradantrieb verfügt. Zu allem Unglück hat er auf jegliches Bergegerät verzichtet, so dass wir mit dem Landrover zur Bergung schreiten müssen. Mit Hilfe von Seilwinde, Sandlatten und einem Rudel Mongolen gelingt es uns schließlich, ihn wieder frei zu schleppen. Ausflüge ins deftigere Gelände müssen wir uns leider von nun an sparen, da wir Adis Vierradantrieb nicht mehr reparieren können.

Der Regenbogenpass

Wir fahren weiter Richtung Regenbogenpass. Einem sehr hoch gelegenen Übergang hinter Uliastay.

Nox und Adi überprüfen eine Brücke auf Befahrbarkeit.

Oft ist es sicherer den Fluss neben der Brücke zu queren.

Grasland auf dem Weg zum Regenbogenpass

Nach einigen Tagen erreichen wir den Pass. Oben schneit es bereits – es ist Mitte August! Unten im Tal hat es etwas über null Grad, die mongolischen Kinder laufen trotzdem barfuss umher. Immer wieder überrascht mich die harte Lebensweise der Nomaden.

Blick zum Regenbogenpass

Die Mongolen ziehen jetzt bereits wieder in ihr Winterlager. Wir sehen mehrere mongolische Treks mit ihrem ganzen Hab und Gut ziehen. Die Karren werden meist noch von Yaks gezogen. Diese urigen Tiere haben sich im harten Klima der Mongolei bestens bewährt.

Yaks werden hauptsächlich als Zugtiere verwendet

Mongolische Nationalparks

Anschließend besuchten wir noch einige der zahlreichen Nationalparks.

Der Tourismus ist in der Mongolei praktisch nicht vorhanden. Alle Touristen die wir auf der Reise trafen, hätten sicher in einem Reisebus Platz gefunden. Sie taten mir aber allesamt leid. Die einzigen Zäune finden sich in der Mongolei rund um Touristencamps. Diese bestehen meist aus einer Anhäufung von Jurten in denen man für teures Geld übernachten kann. Von Land und Leuten sieht man dort naturgemäß wenig. Die nicht vorhandene Infrastruktur verhindert zudem komfortables Reisen im Landesinneren.

Malerisches Tal nach Tsetserleg

Der berühmte Schildkrötenfelsen im Terelji Nationalpark. Dieser ist nur etwa 70km von der Hauptstadt Ulan Bator entfernt.

Nach dem Besuch des Terelji Nationalparks machen wir uns auf den Heimweg. Nach insgesamt 4000km Offroad und ca. 9000km Onroad (Russland) waren beide Fahrzeuge, sowohl unser Landrover als auch Adis Toyota, bereits gezeichnet von den Strapazen der Reise.

Auf dem Weg nach Ulan Bator haben wir schließlich unseren ersten Platten. Ein Nagel hat sich bei einer Flussdurchquerung durch die Karkasse gebohrt. Das russische Pannenset um sagenhafte 60ATS stellt sich in der Folge schnell als Fehlkauf heraus. Aufgrund der Nähe zu Ulan Bator entschließen wir uns schließlich vorerst keinen Schlauch einzuziehen, sondern dies in der Hauptstadt richten zu lassen.

Dort erleben wir dann auch eine etwas kuriose Art der Reifenmontage: In Ermangelung einer Maschine zum Reifenaufziehen nimmt der dortige Monteur etwas Benzin, gießt ihn in die Karkasse und entzündet ihn mit Hilfe eines Feuerzeuges. Mit einem lauten Knall wird der Reifen auf die Felge „gesprengt“. Neben einer Menge Erfindungsgeist und Erfahrung braucht man für solche Aktionen wohl vor allem eine gehörige Portion Mut.

Der Weg Zurück

In der Mercedeswerkstatt in Ulan Bator holen wir uns schließlich wertvolle Tips für die Ausreise. Diese klappt dann auch reibungslos. Der Grenzübertritt mit dem Zug bleibt uns trotzdem nicht erspart. Von nun an gibt es nur noch ein Ziel: heim. Vor uns liegen lächerliche 9000km die wir in knapp zwei Wochen bewältigen wollen. In der Hauptstadt hat mir jemand glaubhaft versichert, er sei in nur einer Woche von Deutschland nach Ulan Bator gefahren – alleine in einem VW Bus. Unsere veranschlagten zwei Wochen sind also nicht zu hoch gegriffen.

Russland im Herbst – wunderschön, vor allem wegen der fehlenden Gelsen.

Alles klappt hervorragend bis etwa 300km vor Novosibirsk: plötzlich reißt der Zahnriemen unseres Landrovers. Verdammt! Nur noch drei Tagesreisen vom Ural entfernt. Auf der europäischen Seite hätte der Öamtc eine lange Fahrt vor sich gehabt. Aber hier in Asien erklären sich schnell alle für unzuständig. In besonders unangenehmer Erinnerung bleiben mir die Worte einer hörbar überforderten Dame bei meiner Versicherung, von der ich eine „Mobilitätsgarantie“ hatte. Nach kurzer Erklärung der Sachlage: Motorschaden mitten in Sibirien, fragte mich besagte Dame doch tatsächlich ob ich Starthilfe bräuchte. Anscheinend war der Ernst der Lage nicht ganz klar ersichtlich.

Schließlich schleppt uns Adi noch in die nächste Stadt, nach Kemerovo, zu einer größeren Werkstätte. Dort verabschiedet er sich von uns und bricht Richtung Österreich auf. Uns wird dort erklärt, dass man uns nicht helfen könne, weil es in ganz Sibirien keine Landrover-Vertretung gäbe. Ersatzteile schicken lassen sei zum einen ungewiss und zum anderen sauteuer. Man redet von Lieferzeiten in der Gegend von zwei Monaten. Leider läuft unser Visum mit Ende September ab.

Verzweifelte Versuche einen Bahntransport aufzutreiben, scheitern an der russischen Gier. Diese Burschen verlangen doch tatsächlich den fünffachen Preis – in Dollar. Folglich sitzen wir mitten in Sibirien fest ohne Aussicht auf Rettung. Die Lage war hoffnungslos.

Doch am Morgen darauf ist der benötigte Zahnriemen in Kemerovo. Ein Freund des Werkstattleiters hat ihn direkt aus Moskau eingeflogen. Ein Wahnsinn diese Russen! Der übrige Schaden am Landrover stellt sich zum Glück auch als gering heraus, so dass wir nach einigen sehr schönen Tagen in Kemerovo Richtung Heimat aufbrechen.

Fünf Tage und vier durchfahrene Nächte später erreichen wir schließlich Österreich.

Š Jo 10.12.2000

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert