400 KM Offroad in Thuringen

Roadbook – Rallye Thüringen am 31.03.2001

Ein Bericht von Andrea

400 km Offroad in unseren Breitengraden – in Thüringen – an einem Tag ? Fast unglaublich schien uns eine derartige Strecke mitten in Deutschland … aber eine Herausforderung, die viel Spaß versprach.

 

 

 

Landy und Fahrer aus dem hohen Norden – Peter mit seinem wüstenerprobten Stoppelhopser – bestens ausgestattet mit „Trekkerreifen“ und all dem navigatorischen Schnickschnack, der uns auch im wilden Osten den Weg weisen sollte. Andrea aus dem unterfränkischen Süden zur Abwechslung als Navigator. Pünktlich am Treffpunkt zum Einchecken – Peter kommt etwas spät und ziemlich genervt an, sein Routenplaner hat ihn gefoppt. „Warum sagt der rechts, wenn es links ab geht ?“ – immerhin war es noch vor Mitternacht und er hat für 5 km Luftlinie fast eine Stunde benötigt.

Abenteuerliche Geschichten wurden uns gleich bei der Anmeldung erzählt: “ … kaum zu schaffen die Strecke – der viele Regen der letzten Tage …nur Schlamm … mit dem postgelben G gerade noch so durchgekommen!“ Letzteres entlockt dem Landyfahrer ein leichtes Lächeln, aber sicherheitshalber haben wir uns doch eine der ersten Startzeiten geben lassen!

Nun die kurze Einweisung in Roadbook, Strecke und Ablauf der Veranstaltung: Verschiedene Touren stehen zur Auswahl, für jede bewältigte Etappe gibt es eine festgelegte Punktzahl – kontrolliert durch verschiedene Checkpoints. Genau acht Stunden Zeit hat jedes Team um so viele Punkte wie möglich zu holen – bei Verspätung gibt es Punktabzug für jede Minute.

„Früher Vogel fängt den Wurm“ – gut vorbereitet gingen wir als drittes Team auf den Start. Dort trafen wir auch noch Bernd, den wir dank des viermalvier – Aufklebers an seinem Disco identifizierten.

Die Strecken mit den höchsten Punktzahlen zuerst anfahren – leider hatten wir die Rechnung nicht ohne den undurchdringlichen Nebel gemacht, der eine Sicht nur bis zum nächsten Straßenpfosten erlaubte. Erschwerend hinzu kam, dass die „Trekkerreifen“ auf der vom Morgentau gefrorenen Straße nicht so unbedingt die gewünschte Haftung hatten.

Bis zum ersten Streckeneinstieg verging geraume Zeit, was aber nicht bedeutete, dass wir dann sofort die erste Offroadstrecke unter die Räder nehmen konnten. Im Roadbook war zu lesen “ In der Ortsmitte Kompasskurs 270°“ – wo genau ist in einem thüringischen 100-Seelenort die Ortsmitte ?¿? In Bayern wäre es die Kirche – leider Fehlanzeige – ratlos alle Gassen abgekurvt, bis uns endlich eine Ansammlung von drei Blumenkübeln ins Auge fiel – die Ortsmitte! Das war dann auch die schwierigste Aufgabe der gesamten Rallye … war!

Nachdem der Nebel sich verzogen hatte, konnten wir bei strahlendem Sonnenschein die Landschaft genießen – sofern nicht ständige Richtungswechsel unsere vollste Konzentration erforderten. Aufgrund der langen Regenperiode waren die Wege ziemlich aufgeweicht, tiefe Schlammlöcher kamen uns immer wieder vor die Räder … natürlich musste das auch im Bild festgehalten werden. Zum Ende der ersten Strecke hin trafen wir auf einige Fahrzeuge, die lange nach uns gestartet waren – das sagte uns, dass wir nun nicht unbedingt am schnellsten unterwegs waren. Also – mehr Konzentration … Roadbook sortieren, kennzeichnen … fahren !

Verwunderlich war die Passage im Roadbook “ Allee – Lackschäden möglich!“ … neugierig kamen wir immer näher – die Allee wurde enger und enger, links und rechts meterhohe Dornenhecken, vor uns keine einzige Reifenspur! Ein Landy kennt keinen Schmerz … kurz sichergestellt, dass keine empfindlichen (?) Anbauteile gefährdet sind, Augen zu und durch !

It´s never over in a rover ?

Die Allee wandelte sich zum schmalen, dornigen Fußpfad am Ende quer ein Elektrozaun – zähneknirschend suchten wir eine Lücke in der Hecke auf den benachbarten Acker – da kamen auch schon andere Teilnehmer des Weges.

Der Rest der Etappe war leicht gefunden – irgendwann standen wir ratlos vor der Scheune einer LPG – hindurch ging eine Reifenspur – sollen wir oder nicht ? Ein roter Jeep gesellte sich zu uns .. beide kurvten hin und her, vor und zurück … aus dem Roadbook ging nicht ganz klar hervor, wo die Reise hin gehen soll … der gesunde Menschenverstand siegte – außen herum geht es auch.

 

An einer Kreuzung trafen wir auf drei Omis: „Na, Ihr jungen Leute – wo soll es denn hin gehen ?“ … „Und wer putzt danach das Auto wieder ?“ … gerne hätten wir noch weiter einen Plausch gehalten und sicher hätten sie uns auch noch zum Kaffee eingeladen.

Wieder eine Kreuzung – irgendwo in Thüringen im Outback, links oder rechts – plötzlich bremst ein Pickup vor uns, der Fahrer springt heraus, Peter bekommt große Augen „Mensch, den kenne ich doch …“ „Peter – was machst DUUU denn hier ?“ So klein ist die Welt- die beiden hatten sich vor zwei Jahren auf einer Alpentour kennen gelernt und nun trifft man hier 800 km fern der Heimat noch bekannte Gesichter. Fraglich ist aber immer noch, wie er überhaupt den mit einer dicken Schlammschicht überzogenen Landy identifizieren konnte – weder das Kennzeichen war zu erkennen, noch ein Blick durch die zugepampten Scheiben zu werfen.

Die letzte Etappe – maximale Punktzahl sollte es hierfür geben – allerdings wurde die Zeit knapp. Ein Blick auf die Karte – der Rückweg über die Autobahn ist zeitlich kalkulierbar, also vollste Konzentration und GAS GEBEN! Inzwischen hatten wir uns richtig gut eingespielt, die Verständigung klappte wie am Schnürchen, der Landy flog um die Ecken – stellenweise auch in ziemlicher Schräglage. Die letzte Etappe in der halben Zeit geschafft – und tierischen Spaß dabei gehabt, warum nicht gleich so ? Zurück zur Autobahn, schnell ins Ziel – die Zeit wird knapp …

Die „Wertungsprüfung Autobahn“ wurde mit offenen Seitenscheiben gefahren. Die Silverstones hatten diese mit handtellergroßen Motten gepflastert – absolut kein Durchblick mehr ! Die letzten Kilometer zum Ziel – Nervenprobe – vor uns tuckern Sonntagsfahrer, danach auch noch eine Umleitung. Der Jeep hat noch Zeit und lässt uns vorbei – feiner Zug von den Jungs !

Im Ziel hatten wir 17 Minuten Verspätung und kassierten Punktabzug, aber der Spaß war es wirklich wert ! Gesamtsieger war Mark Gramann vom ORC Mühlhausen mit seinem Pajero – unsere „Mitstreiter“ im Jeep belegten einen verdienten zweiten Platz, mit dem 5. von 34 Startern waren wir letztendlich sehr zufrieden.

Abends zeigten die Veranstalter eine atemberaubende Diashow ihrer Motorradtour durch die Sahara bis nach Dakar … bewegende Bilder für Wüstensüchtige !

Hier noch ein paar Bilder:

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