Team 2001, ein Internationaler Militärwettkampf

viermalvier.de bei der Team 2001Team 2001,

Die nächsten Tage werden von Schlamm, Feldwegen, Kompass, Karte und Olivefarben gekleideten Zeitgenossen bestimmt werden.
Ich befinde mich auf der Team 2001, einem Internationalen Militärwettkampf.

Was haben wir Offroader auf einem Militärwettkampf verloren, fragt Ihr Euch vielleicht? Das dachte ich mir auch beim Überschlagen des Programms dieser Übung: Blood and Blisters, Silly bridge, virtual battle. Doch beim andächtigen Lesen der Unterlagen wurde meine Neugierde zunehmend geweckt:

 


Quadstation, technik task, long-, heavy-, adventure & fire-watcher-roadbook.

Nun mal langsam von Anfang an. Nach Sichten der Unterlagen beschließen die Redaktionen von 4WheelFun und viermalvier.de über eine Onlineausschreibung ein ziviles Team mit an den Start zu schicken. Die Bundeswehr findet die Idee gut.
Die 14?tägige Onlineverlosung gewinnt das Team Kirberg / Huber.

Sie nehmen mit einem modifizierten Range Rover an dem Wettkampf teil.

Der Wettkampf dauert von Montagabend bis Freitagmorgen und erstreckt sich über die Eifel von Aachen bis Euskirchen.
Montagabend zwischen 19.00 Uhr und 21.30 Uhr haben die Teilnehmer an einer bestimmten Koordinate zu erscheinen und sich anzumelden.
Mehr Informationen gibt es nicht. Anschließend zur Kaserne, um ich beim Wettkampfbüro in der Redaktion von „Y“, dem Bundeswehrmagazin, zu melden.


Das Redaktions- und Wettkampfbüro… und alles in Natoliv.

Danach heißt es Zelte auf dem zugewiesenen Platz aufbauen.
Dort tummeln sich bereits holländische, englische und deutsche Soldaten, Zivilisten von DRK und THW und ein Team von einer Event Firma, spezialisiert auf Mountainbikes und Adventure. Unser Team erregt in der olivefarbenen Gemeinde ein gewisses Aufsehen, erst recht als das Zelt mit Holzofen aufgebaut wird. Dagegen sehen die aneinander geknüpften Ponchos der Teamkollegen schon fast mittelalterlich aus. Die sonstige Ausrüstung der “verrückten Offroader“ und der in “Gadjetomobil“ umgetaufte Land Rover 90 unseres Journalistenteams sorgen für den Rest.

Am ersten Abend, zweiundzwanzig-hundert, also um 22.00 Uhr: Briefing. Ein mehrsprachiger Willkommensgruß durch Oberstleutnant Petermann.
Hauptmann Mertins erklärt allen Teilnehmern den Ablauf der Veranstaltung.

Die Teams sind informiert und wissen, wann und wo sie am nächsten Tag Ihre Unterlagen abholen können. Soso: morgen soll also der Tag zum Üben werden! Das Trainingsroadbook: 4 Stationen sind an diesem 1.Tag zu durchlaufen. Schießen, Quadstation, technik task und die Kletterstation silly bridge.

Der nächste Morgen:
die Teilnehmer erhalten am Wettkampfbüro ihre Startkoordinate für diesen Tag. Nun sofort losfahren? Weit gefehlt! Rechnen, Navigation und Kompass sind jetzt gefragt.

Einige der Teams stolpern auch gleich in die „ausgelegten Fallen“. Die zuoberst aufgeführte Notfallapparatenummer passt zufällig auf der Karte als Koordinate, allerdings Luftlinie 10 km außerhalb des Einsatzgebietes.
Team Kirberg/ Huber findet nach dem unfreiwilligen Sightseeing auch den Startpunkt und erhält das roadbook für Tag 1.
Der Weg führt zum Schießstand, für uns als Journalisten ein Spaziergang mit eingezeichneten Zielpunkten, für die Teams heißt es: Navigieren was das Zeug hält.

Am Schießstand wird mit der P1 geschossen, es heißt: 7 Schuss 1 Wurf, erklärt mir der verantwortliche Offizier.
Nun gut, wir beobachten einige Teams und machen uns dann auf zur nächsten Station.

Wir testen eine Abkürzung durch den Wald. Zunächst ist uns ein wenig mulmig, das “hoffentlich kommt kein Förster-Gefühl“ sitzt uns im Nacken. Jedoch ohne Grund, denn es handelt sich um eine genehmigte Übung. Das heißt im in Klartext: wir dürfen jeden Feld-, Wald- und Wiesenweg, mit Brief und Siegel bestätigt, befahren. Ein völlig neues Gefühl!

Der Ausflug durch den Wald endet an der Station “ technik task“.

 


Ein bunter Haufen: Zivilisten, DRK, THW, und Englische- Holländische- Deutsche Soldaten.

Für die Teams gilt es Fragen zum Fahrzeug zu beantworten, Verbandskasten, Warndreieck dabei zu haben und mit dem Fahrzeug so eng wie möglich rangieren zu können.

Nachdem wir uns einen frischen Kaffee aufgebrüht fahren wir zur nächsten Station: die Quadstation.

Die 250 ccm Kawasaki Quads werden vom Berliner Original „Rappe Quad Racing“ zur Verfügung gestellt.

Eine kleine Trialstrecke ist abgesteckt.

Die Teams erhalten eine kurze Einführung: Start, Gänge, Gas, Bremse Einführungsrunde und dann ab zum Trial.
Die Aufgabe lautet: 2 Quads durch den Parcours zu rangieren.
Der Parcours ist nicht unbezwingbar, erfordert aber Teamgeist.
Die Kurven sind teilweise so eng gesteckt, dass der Teampartner das Gefährt vorne herumheben muss.
Keine Regel besagt, dass das untersagt ist, ausdrücklich erlaubt ist es allerdings auch nicht.
Die Sektionsbezwinger berufen sich jedenfalls auf die Aussage: Bringt 2 Quads durch den Parcours. Das hat man gemacht!

 

 

 

 

 

Nun machen wir uns auf dem Weg zur „silly bridge“.
Fans der Kölner Rock Gruppe BAP kennen diese Brücke, wurde doch die neueste CD an diesem Ort vorgestellt.

Es handelt sich grundsätzlich um eine Autobahnbrücke.
Das seltsame daran ist aber die Tatsache, dass weder eine Strasse darunter her führt, noch eine daran angeschlossen ist.
Das Monument deutscher Fehlplanung wird nun zu einer interessanten Station in unserem Wettkampf.
Die Teams müssen über eine Leiter auf die 6 Meter hohe Brücke gelangen und sich anschließend über das Geländer wieder abseilen.
Einige Teilnehmer sind nicht schwin-delfrei und wechseln schon leicht die Farbe.
Das betreuende Sicherheitspersonal macht sich fertig zum ersten Einsatz.
Nein, im Ernst, die Verunsicherten werden beruhigt, es handelt sich ja nur um den Trainingstag.

Für die Teams heißt es dann: Heim zur Basis, im Wettkampfbüro die Unterlagen abgeben und Instruktionen für den nächsten Tag sammeln.

Für mich heißt es: Stabsfeldwebel Hermann Josef Schmitz treffen.

Wir wollen gemeinsam die Trialstrecken für den nächsten Tag abstecken.

Hermann ist im Privatleben Kommissar beim Truck Trial und ist ganz nach meinem Geschmack: wir zaubern das traumhafte Fahrschulgelände in eine atemberaubenden Trialstrecke um.

Wir versuchen die Strecke mit maximalen Sicherheitszonen anzulegen, die Fahrer aber auch ordentlich gefordert werden.
Alle Passagen werden mit dem „Gadjetomobil“ und den „Langen Wolf“ der Bundeswehrversion des G, abgefahren.

Von engen Kehren, wenden im Schlammloch, Steilab- und Auffahrten ist alles vorhanden.

 

 


Der Wolf war „nur“ von einer anderen Einheit ausgeliehen … um die Übung vorzubereiten 🙂 .


Wir haben alle Strecken auch brav vorher getestet.

Die feuchten Hände und die anschließenden Freudenschreie über bewältigte Sektionen verraten uns am nächsten Tag die Zustimmung der Teams.
Der gesamte Trial ist in drei Sektionen aufgeteilt, welche sich im Schwierigkeitsgrad steigern.

Vor jeder Sektion wird der Parcours mit den Teams zu Fuß abgelaufen.
Hierbei erklärten wir die Technik der Fahrzeuge und wie sie in gewissen Situationen optimal einzusetzen ist.

Von einem Kratzer in einer Stoßstange abgesehen, haben alle Teams den Trial schadenfrei überstanden.

Nach dieser Eröffnung des zweiten Tages gibt es Warmverpflegung vor Ort, mit anschließender Aushändigung des long roadbooks .
Dieses roadbook führt von Euskirchen bis nach Aachen in die Donnerbergkaserne. Das Geniale hierbei: zu 90% wird die Strecke auf nicht befestigten Wegen abgefahren. Von den Teams wird auf dieser Strecke wieder alles abverlangt: Fahren, Navigieren, Denken, Sehen und das möglichst gleichzeitig.
Es gilt versteckte Schilder zu finden und Aufgaben zu lösen.

Gegen Abend erreichen die Fahrzeuge die Kaserne, wo die bereits wohlverdiente Verpflegung wartet.
Um 19.30 Uhr dann ein erneutes Briefing für die Nachtsektion: eine „BAMA Schnuppernacht“. BAMA bedeutet British Army Motoring Association.
Die britische Armee hält regelmäßig solche Wettkämpfe ab, wobei diese von der teils zivilen BAMA organisiert wird.
Die Fahrzeuge sind unverkennbar: weiße Land Rover (90er? 110er?) mit Zusatzscheinwerfern auf der Motorhaube. Nur ein kleiner Schriftzug “British Army“ verrät die Herkunft der Geländewagen.
Steve Slater hat den Parcours für die Team 2001 im Vorfeld abgesteckt, kann aber leider zum eigentlichen Event nicht erscheinen. Daher bleibt uns der Blick auf einen der offiziellen BAMA Land Rover leider verwehrt. Philip Slater, Steves Sohn, betreut die 2001er BAMA Schnuppernacht.

Beim Briefing werden die Teams mit Begriffen wie QZ, MTC, TC, CO, Marschall etc. bombardiert. Überall Fragezeichen in den Gesichtern der Teilnehmer.
Jedes Team bekommt eine halbe Stunde vor Abfahrt sein roadbook ausgehändigt. In dieser halbe Stunde müssen alle verschlüsselten Koordinaten ausgearbeitet werden. Die Skizzen der Teilabschnitte müssen den Koordinaten zugeordnet und auf die Karte übertragen werden. Wer vergisst, die aktuellen Änderungen am schwarzen Brett zu beachten, wird den richtigen Weg nicht finden.

Die Teams erhalten die roadbooks im 1 Minutentakt und starten entsprechend 1/2 Stunde später.
Es gilt auf der Strecke aufgestellte Schilder zu finden und die Buchstaben und Zahlen zu notieren.
Doch nur das alleine wäre zu einfach. Eingezeichnete QZ „quiet zones“ sind strikt zu beachten.
Zur Kontrolle sind entlang der Strecke die Feldjäger mit Radarmessanlagen postiert. In diesem Fall gilt zu schnell = Punkteabzug. Das ist zwar nicht so tragisch wie Punkte in Flensburg, aber trotzdem ärgerlich.
Kommt man bei einem Kontrollposten entweder aus der falschen Richtung, zu früh oder zu spät = Punkteabzug.
Auf der Strecke versteckte Marschalls kontrollieren die Teams verdeckt: Fernlicht in der Ortschaft an = Punkteabzug.

Die Strecke hat es absolut in sich und das am Morgen auf der Trialsektion Gelernte muss nun gleich angewendet werden. Feldwege, knöchelhoher Matsch, Steilabfahrten und Waldwege, alles ist dabei.
Ankunft ist in der Abtei Mariawald, Nähe Heimbach. Gegen 02.00 h morgens trudeln die letzten Teams ein.
Geschlafen wird draußen oder in den Fahrzeugen.
Die meisten Teilnehmer sind eh so müde, dass sie im fast im Stehen einschlafen.

Der Donnerstagmorgen zeigt uns einige zerknitterte Gesichter beim Briefing.
Die Teams erhalten Ihre adventure and firewatcher roadbooks.

Es gilt an diesem Tag so viele Stationen wie möglich abzufahren und die dort gestellten Aufgaben zu bewältigen.
Es ist unmöglich alle Stationen zu bewältigen. Daher wird auch taktisches Denken verlangt.
Wo kann ich wie viele Punkte holen? Welche Aufgaben warten dort auf uns? Wie lange dauern diese ungefähr?
Wichtig ist also die geschickte Auswahl der Strecke, um möglichst viele Stationen unterzubringen.

Ich möchte hier auf einige Stationen eingehen:

„blood and blisters“: An der Burg Bubenheim

im Kreis Düren befindet sich ein Maisfeld, das als Labyrinth angelegt ist.
Aufgaben an der Station: Zunächst soll an einer Reanimations-Übungs-Puppe erste Hilfe geleistet werden.
Anschließend sollen im Maisfeldlabyrinth 10 Stempel gefunden werden.

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Die Station virtual batle in der Mechenicher Kaserne: in einem 3 d Kino wird mit elektronischen G 3 Gewehren auf virtuelle Feinde geschossen.

In Ruhrberg die Station “Floß“, die Teams sollen aus bereitgestellten Gegenstände ein Floss bauen und eine vorgegebene Schleife über dem Wasser abpaddeln.

Die Kletterstation in Nideggen, hier gibt es eine kleine Klettereinlage inklusive einer atemberaubenden Abseilaktion.


Die „Mountainbikestation“:
Fahrer und Beifahrer gehen getrennte Wege. Beide bekommen ein mini roadbook und verlassen die Station in unterschiedlichen Richtungen. Einer auf dem Fahrrad und der andere im Geländewagen, um anschließend an einem definierten Punkt wieder zusammentreffen… wenn es gelingt!

Eine kleine Bezugspunktrallye und eine Station Plättchen Orientierung gehören ebenfalls dazu.


Das „Bären“ Siegerteam und die tapferen vom DRK.

Das Sahnestück des Nachmittags ist für das 4Wheel Fun / viermalvier.de Team das heavy roadbook.

Wieder auf dem Übungsgelände in Euskirchen gilt es einem roadbook zu folgen.
An den schwierigen Schlüsselstellen sind Tafeln mit Buchstaben oder Nummern abgelegt.
Diese Tafeln oder besser Täfelchen sind nicht größer als eine Zigarettenschachtel: also Augen auf für Fahrer wegen der Strecke und Beifahrer wegen der Navigation und Markierungen.


Das heavy roadbook macht seinen Namen alle Ehre. Es war machbar, erforderte aber das Umsetzen von nun gelernten Handlungen.

Um 18.00 Uhr haben alle Teilnehmer Ihre Unterlagen im Wettkampfbüro abzugeben.
Im Anschluss daran gibt es in der riesigen Grillhütte in der Euskirchener Kaserne einen BBQ Abend.
Alle haben sich über das Erlebte der letzten Tage reichlich zu erzählen.

Die unter den Teilnehmern anfangs etwas außerirdisch wirkenden zivilen Teams und die ausländischen Kameraden haben den Anschluss gefunden.

Eines interessiert natürlich alle brennend: Wer ist den nun Sieger der Team 2001?
Um 22.30 Uhr kommen dann endlich die Organisatoren hinzu, um die Ergebnisse bekannt zu geben.

3er Platz mit 1218 Punkten Sergeant Angelo Van Hengst und Sergeant David Vis aus den Niederlanden
2er Platz mit 1252 Punkten Oberfeldwebel Mario Wehner und Oberfeldwebel Fritz-Josef Diebold

1er Platz mit 1283 Punkten Oberfeldwebel Heiko Steng und Oberfeldwebel Marc Sawerthal.

 

 

Das 4Wheel Fun / viermalvier.de Team Kirberg / Huber mit 1182 Punkten auf Range Rover belegen den 6 ten Platz von 28 Teams und haben sich somit super geschlagen.

Alle beteiligten Teams haben auf der Veranstaltung nach eigener Aussage einiges gelernt und vor allem viel Spaß dabei gehabt.

Wir sind im nächsten Jahr wieder mit von der Partie und werden sicherlich schon im Vorfeld organisatorisch mitmischen.

Was natürlich keine Kritik an der Organisation 2001 bedeutet. Im Gegenteil.

Die Veranstaltung ist perfekt geplant von Leuten, die mit Herz und Seele bei der Sache sind und Anregungen und Ideen gegenüber stets aufgeschlossen gegenüberstehen.

Phil
Team vier

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