
….. oder Stabile Seitenlage beim Landy.
Eine Vorgeschichte:
Der gute Arnold verlieh seinen Landy für eine Reise nach Polen. Nennen wir den “Reisenden“ doch einfach EINSTEIN (Name und Identität von “Einstein“ sind der Redaktion bekannt).
Während dieser Reise bekam der Defender urplötzlich Probleme mit starker Seitenneigung und zwar so stark, dass es den 110 auf die Seite legte. Ein Fall für Akte X ? Nun wir glauben eher ein Fall für einen Grundkurs: “ Fahren im Gelände“.
Und so hat das Ganze ausgesehen
Also der 110 liegt im Graben und der Motor wurde sofort abgestellt, das war doch schon 1 Pluspunkt. Mittels Unterstützung eines Traktors wird der Landy wieder auf die Räder gebracht. Die Aktion hat eine Weile gedauert. Nachdem der Landy wieder steht, vermochte Einstein zu denken: Schlüssel rein und starten. Doch der Motor wollte nicht anspringen, klick klick war das einzige was der Anlasser von sich gab. OK, kein Problem für Einstein: wir haben ja noch den Traktor! Abschleppseil an Landy & Traktor befestigt und den Defender angezogen. Der Motor sprang nach einigen Metern auch an. (Anmerkung der Redaktion: wir denken die Hilfeschreie des Motors sind irgendwie untergegangen). Einstein und Beifahrer freuten sich und nahmen ihren Weg wieder auf. Nach ca. 450 km gab es einen schweren Schlag, gefolgt von ungesunden Motorengeräuschen. Landy auf dem Standstreifen geparkt.
Zwei Wochen und einem ADAC Einsatz später konnten wir den Schaden begutachten.
Die Schadensbilanz:

Ein ausgebrochener Anlasser

Ein gebrochener Ventil – Kipphebel

Eine verbogene Stößelstange

Ein nettes Loch im Motorblock links

Und weil es so schön ist noch eins rechts.
Die Pfeile markieren noch Risse im Block
Die Pfeile markieren noch Risse im Block

Ach ja,… da war noch ein abgerissener Kolben

Und weil es so schön ist, der Kolben noch einmal vor dem Loch
Was ist passiert?
Einmal langsam von vorne an.
Der Wagen hat längere Zeit auf der Seite gelegen. In dieser “stabilen Seitenlage“ ist Motorenöl in den Zylinder gelangt. Wie kommt den Öl im Zylinder?
Da gibt es verschiedene Möglichkeiten:
1)Über die Kurbelwellen-Gehäuse-Entlüftung (Beispiel an einem LR Tdi 300):

Eine auf der rechten Seite des Ventildeckels sitzende Zyklonentlüftungseinheit (1) steuert die Rate, mit der Luft über einen an der seitlichen Abdeckung der Nockenwelle befindlichen Schlauch (2) aus der Ölwanne abgeführt wird und entzieht dem Gasgemisch Öl. Das Öl wird über einen Schlauch und eine angeflanschte Rohrleitung (3) in die Ölwanne zurückgeleitet. Das restliche Gasgemisch wird oben aus der Zyklonentlüftungseinheit abgeführt und gelangt über einen Schlauch (4) und den Turbolader in den Motor, wo es im Brennraum verbrannt wird. Genau über diesem Schlauch (4) kann das Öl bei einer Seitenlage in den Turbo und anschließend in den Zylinder gelangen.
2) Über die Ventildeckelentlüftung:
Dieser Schlauch führt meistens vom Ventildeckel zum Luftfilter, um auf diesem Weg Öldämpfe zu verbrennen. In der Seitenlage könnte auch hier Öl zum Luftfilter laufen und anschließend in die Zylinder gelangen.
3) Andere
Je nach Bauart des Motors und dem Zustand seiner Bauteile kann noch über andere Wege Öl in den Zylinder gelangen. Der Einfachheit halber lassen wir das hier so stehen.
Beim Starten kam es nun zu einem, nennen wir es einmal “Hydrostopp“ kommen. Einem was? Ok: kleine Physikstunde. Gase lassen sich komprimieren und Flüssigkeiten nicht. Ein klassischer Viertakt Diesel Motor arbeitet (vereinfacht erklärt ohne Berücksichtigung von Voreinspritzung, Turbo etc) wie folgt:
1er Takt:
Einlassventil öffnet, der Kolben bewegt sich nach unten und hierdurch entsteht im Zylinder ein Unterdruck = es wird Frischluft angesaugt.
2er Takt:
Einlassventil schließt sich, der Kolben bewegt sich nach oben und Diesel wird eingespritzt (zerstäubt / der eingespritzte Kraftstoff wird zu Gas). Durch die Aufwärtsbewegung des Kolbens wird das Gasgemisch komprimiert. Bei dieser Verdichtung entsteht eine derart hohe Temperatur, dass sich das Luft-Diesel-Gemisch entzündet (das Gemisch explodiert).
3er Takt:
Durch die Verbrennung (Explosion) des Gases erwärmt sich dieses und dehnt sich aus. Dieses Ausdehnen baut wiederum einen Druck auf, welcher den Kolben im Zylinder wieder nach unten drückt. Dies ist der eigentliche Arbeitstakt.
4er Takt:
Das Auslassventil öffnet, der Kolben bewegt sich wieder aufwärts und drückt die verbrannten Gase über das geöffnete Auslassventil in den Auspuff.
So das war nun, vereinfacht dargestellt, ein Arbeitsgang und zwei Kurbelwellenumdrehungen eines 1 Zylinder Diesel Viertakters.
Nun zum eigentlichen Problem. Tritt nun eine Flüssigkeit in den Zylinder ein, in diesem Fall war es das eigene Motorenöl, hat der Motor ein echtes Problem beim 2ten Takt. Der Kolben fährt hoch und komprimiert den Inhalt des Zylinders. Der verbleibende Raum im Zylinder (bei geschlossenen Ventilen und Kolben auf OT = oberster Punkt) ist so berechnet, dass ein darin enthaltenes Kraftstoff-Luft-Gemisch verdichtet wird. Ist nun zusätzlich eine Menge an Flüssigkeit im Zylinder erhöht sich der Druck um ein Vielfaches, weil Flüssigkeit nicht verdichtet wird, ergo der verbleibende *Verdichtungsraum* kleiner ist als eigentlich für diesen Motor berechnet. Ist dieser Raum kleiner entsteht ein höherer Druck und folglich eine höhere Belastung auf folgende Bauteile: Kolben / Kolbenringe / Kolbenlager / Pleuel / Pleuellager / Kurbelwelle / Kurbelwellenlager / Zylinderkopf / Zylinderkopfdichtung. Diese Belastung ist in der Regel so groß, dass eines dieser Bauteile aufgibt und das ist meistens das Pleuel. Wenn das Pleuel nicht unmittelbar bricht wird es zumindest verbogen (wie vermutlich in unserem beschriebenen Fall). Irgendwann bricht das Pleuel und schlägt führungslos durch den Motorblock hindurch. “Der Motor setzt den Blinker“!!! Das hier Beschriebene kann auch durch Wasser geschehen. Hierbei kann es sich um das eigene Kühlwasser handeln, z.B. durch eine defekte Kopfdichtung oder um angesaugtes Wasser, z.B. beim Durchfahren von tiefen Gewässer !!!
Ein Totalschaden des Motors war leider die Folge dieser Exkursion
Doch was mache ich nun wen mein Auto auf der Seite gelegen hat?
Es muss nicht unbedingt Öl im Zylinder eingetreten sein. Je schneller das Fahrzeug wieder aufgerichtet wird desto besser. Auf jedem Fall nach dem Aufrichten NICHT STARTEN. Vor dem Starten alle Glühkerzen entfernen. Wenn alle Kerzen draußen sind, den Motor starten und ihn einige Umdrehungen machen lassen. Sollte sich Öl im Zylinder befinden wird dieses nun über die Öffnungen der Glühkerzen rausgedrückt. Danach die Kerzen wieder einbauen und normal starten.
Es muss nicht unbedingt Öl im Zylinder eingetreten sein. Je schneller das Fahrzeug wieder aufgerichtet wird desto besser. Auf jedem Fall nach dem Aufrichten NICHT STARTEN. Vor dem Starten alle Glühkerzen entfernen. Wenn alle Kerzen draußen sind, den Motor starten und ihn einige Umdrehungen machen lassen. Sollte sich Öl im Zylinder befinden wird dieses nun über die Öffnungen der Glühkerzen rausgedrückt. Danach die Kerzen wieder einbauen und normal starten.
Phil