Biodiesel – Ökofutter für den Landy?

Seit einiger Zeit kann man in Deutschland und Österreich an einigen Tankstellen den sogenannten „Biodiesel“ kaufen, der generell als Ersatz von herkömmlichem Diesel geeignet ist. Auch in anderen Ländern wird er stellenweise angeboten, in Frankreich z.B. als 5%iger Zusatz zum normalen Diesel.
Hergestellt wird der Biodiesel bei uns aus Rapsöl und Methanol. Chemisch gesehen handelt es sich beim Biodiesel um Rapsölmethylester. Generell sind auch andere Öle/Fette als Grundstoffe geeignet, so gibt es z.B. in den USA Bestrebungen, verbrauchtes Fett zu entsorgen, indem man es zu Biodiesel umsetzt.

Prinzipiell ist Biodiesel eine umweltfreundliche Alternative. Da er aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird, gibt er bei der Verbrennung nur etwa soviel von dem Treibhausgas CO2 (Kohlendioxid) ab, wie die Pflanze beim Wachstum aufgenommen hat. Auch bei anderen Schadstoffen ergeben sich Vorteile. Die Rußemission wird gesenkt, der Schwefeldioxid-Ausstoß ist deutlich geringer (Biodiesel ist fast schwefelfrei) und weniger Kohlenwasserstoffe passieren den Auspuff. Außerdem wird die Emission an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen, die im Verdacht stehen, krebserzeugend zu wirken, verringert.
Biodiesel ist kein Gefahrstoff, da sein Flammpunkt bei Ca. 170 °C liegt. Da er biologisch leicht abbaubar ist, gefährdet er bei Unfällen (oder sei es auch nur eine verunglückte Kanisterbetankung) nicht den Boden und das Grundwasser.

Natürlich muss bei der ganzen Betrachtung noch berücksichtigt werden, dass die Biodiesel-Herstellung (Anbau, Ernte, chemische Umsetzung) auch die Umwelt belastet, komplette Ökobilanzen sind halt etwas komplizierter.
Was hält nun aber unser geliebter Motor von dem Biofutter? Trotz des niedrigen Schwefelgehaltes ist die Schmierfähigkeit hervorragend, der Verschleiß an der Einspritzpumpe wird verringert. Die höhere Cetanzahl (Kennziffer für die Zündwilligkeit eines Dieselkraftstoffs) des Biodiesels führt zu weniger Zündverzug und geringerem Druckanstieg im Zylinder, damit zu geringerem Motorenverschleiß und größerer Laufruhe.
Der höhere Sauerstoffanteil des Rapsölmethylesters führt zu einem besseren Verbrennungsablauf und damit zu geringerer Rußproduktion. Die kraftstoffbedingten Rückstände im Motorinneren werden reduziert.
Wo liegen nun die Nachteile vom Biodiesel?
Der gegenüber Mineralöldiesel geringere Energiegehalt führt zu einem volumetrischen Mehrverbrauch (Ca. 8%) und Leistungsverlust. Auch der Staatshaushalt wird gebeutelt, kann doch das mit herkömmlichem Diesel vergleichbare Preisniveau nur durch Subventionen und Steuerbefreiung gehalten werden. Ein Praxistest vom Wehrwissenschaftlichen Institut in Erding im Auftrag der Bundeswehr ergab darüber hinaus folgende auch für LR-Fahrer recht interessante Ergebnisse:
– Bei Umgebungstemperaturen unter 15 °C funktionieren die Standheizungen nicht mehr, da Biodiesel bei diesen Temperaturen zähflüssiger ist, sich nicht so gut zerstäuben lässt und ihm leichter flüchtige Bestandteile, die das Entflammungsverhalten begünstigen, fehlen.
– Bei niedrigen Außentemperaturen (unter 0°C) und im Teillastbereich ist die Verbrennung von Biodiesel mit starker Geruchsbelästigung (Frittenbudengestank) verbunden, was bei empfindlichen Personen zu Übelkeit führen kann, vor allem bei offenen Fahrzeugen.
– Biodiesel ist als biologisch abbaubares Pflanzenölprodukt einer schnelleren qualitativen Veränderung als Diesel auf Mineralölbasis ausgesetzt und für eine mehrjährige Lagerung ungeeignet.
– Im Tank angereichertes Schwitzwasser kann bei intensiver Durchmischung (z.B. Geländefahrt) mit dem Biodiesel eine Emulsion ergeben. In der weiteren Folge spaltet das Wasser chemisch den Rapsölmethylester und es kommt zu Ausfällungen, die den Kraftstofffilter verstopfen können.
Natürlich sind unsere Anforderungen etwas anders. Kaum einer hat sein Auto fünf Jahre irgendwo rumstehen und schaukelt es dann durchs Gelände. Und nicht jeder fährt eine Kompanie auf der Ladefläche durch die Gegend. Auch dem Problem mit der Standheizung kann man beikommen, die Firmen Eberspächer und Webasto haben einige Modelle für Biodiesel freigegeben, teilweise muss vorher das Steuergerät umprogrammiert oder ein Umrüstsatz verbaut werden.
Das Hauptproblem sind leider die chemischen Eigenschaften, wie auch aus folgender Stellungnahme von Rover Deutschland hervorgeht:
„Wir raten dringend davon ab, die Land Rover Dieselfahrzeuge mit Biodiesel zu betreiben, da der Biokraftstoff wesentlich aggressiver ist als normaler Diesel und sämtliche Kunststoffteile (Dichtungen, Schläuche, usw.), die mit ihm in Berührung kommen, angreift und langfristig zersetzt.“
Vor allem gealterter Biodiesel wirkt bei höheren Temperaturen chemisch aggressiv auf alle Gummiteile (Elastomere). Bislang hat man bei Landrover im Gegensatz zu einigen anderen Fahrzeugherstellern noch nicht auf resistente Elastomere umgestellt. Ob die neuen 5-Zylinder Modelle für Biodiesel freigegeben werden können, ist noch nicht geklärt. Ein Problem der Autohersteller besteht auch darin, dass es für Biodiesel noch keine internationalen Normen gibt.
Was muss man nun beachten, wenn man trotz fehlender Freigabe mit Biodiesel fährt?
Nach den ersten Tankfüllungen Biodiesel sollte der Kraftstofffilter gewechselt werden, da der Biodiesel einige Dieselkraftstoffrückstände löst, die den Filter verstopfen können. Außerdem sollte die gesamte Kraftstoffanlage des Landrovers regelmäßig kontrolliert werden. Sollte es dann vorkommen, dass z.B. Kraftstoffschläuche aufquellen, so sind diese durch resistente Schläuche aus Halogenkautschuk zu ersetzen.
Da es in seltenen Fällen, wenn der Motor über längere Zeit mit schwacher Last gefahren wird, zur Verdünnung des Motoröls kommen kann, sind die Ölwechselintervalle einzuhalten. Bei einem neuen Auto sollte man das Experiment dieser Kraftstoffumstellung während der Garantiezeit sicherlich nicht durchführen.
Soweit nun die Theorie. Vielleicht haben ja Wagemutige unter uns den Biodiesel schon ausprobiert und können Erfahrungen weitergeben?!!
Dieser Beitrag wurde uns von Ulrik Neupert zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür.

 

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