Standheizungen für Off-Roader
Ein Bericht von Uwe (Landcruiser) für viermalvier
(Stand Januar 2001)
Jedes Jahr zu Beginn der kalten Jahreszeit wird dieses Thema wieder diskutiert.
Ich gebe hier Informationen wieder, die ich gesammelt habe, als ich mich über den Einbau einer Standheizung informiert habe. Die Infos erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Vielleicht sind sie ein kleiner Einstieg für jemand der sich so ein Teil kaufen will und ersparen demjenigen lange Sucherei und Nachfragen bei einigen grundsätzlichen Fragen.
Falls jemand Fehler findet oder andere oder ergänzende Infos hat, wäre ich für einen Hinweis dankbar. Ich würde diese Infos dann mit aufnehmen. Vielleicht gibt es ja auch typbezogene Hinweise und besondere Tricks, die es sich zu schildern lohnt.
Leider musste ich bei meinen Erkundigungen die Erfahrung machen, dass selbst Fachwerkstätten nicht immer über die aktuellen Informationen verfügen und tiefergehende Fragen nicht beantworten konnten oder wollten. Es hat z.B. einige Mühe gekostet herauszufinden wofür bestimmte Einbausätze verwendet werden und ob sie tatsächlich notwendig sind.
Auf Gasheizungen für Wohnwagen und Wohnmobile, Zusatzheizer für leistungsoptimierte Turbo-Diesel, elektrische Vorwärmer (Tauchsieder) und Wärmespeicher gehe ich hier nicht ein, da dies den Rahmen sprengen würde und ich auch der Meinung bin, dass diese Teile für den Einsatz im Off-Roader nicht unbedingt geeignet sind. (Natürlich weiß ich, dass die meisten von uns zu 90% auf der Straße fahren.
Eine kleine Übersicht
|
Vorteile
|
Nachteile
|
|
|
Keine Kaltstarts
Motorschonung und geringerer Verbrauch in der Kaltstartphase (bei Warmwasserheizung) |
Erhöhter Kraftstoffverbrauch
wird durch wegfallende Kaltstarts relativiert (Heizung verbraucht ca. 0,5 – 0,7 l/h) |
|
|
+ warmer Innenraum Komfort- und Sicherheitsgewinn (keine dicke behindernde Kleidung)
|
-Stromverbrauch (alte Batterie ? ggf. ist eine neue Batterie fällig)
|
|
|
+ enteiste Scheiben Sicherheits- und Zeitgewinn
|
– hoher Anschaffungspreis
|
|
|
+ beheiztes Fahrzeug auch im Stau ohne das der Motor läuft Umweltschonung
|
– Einbaukosten
|
|
|
+ beheiztes Fahrzeug zum Schlafen
|
– Wartungskosten
|
|
|
+ optionale Standbelüftung des Fahrzeuges im Sommer
|
– mehr Technik im Auto, die ausfallen kann
|
Welche Möglichkeiten gibt es nun ?
Die Systeme:
|
Luftheizungen
|
Wasserheizungen
|
| Die Luft wird durch ein Gebläse angesogen, in der Brennkammer erwärmt und in den Innenraum geblasen. | Die Heizung wird im Kühlwasserkreislauf angeschlossen und erwärmt das Kühlwasser des Motors. Nicht möglich bei Fahrzeugen mit luftgekühltem Motor ! |
|
+ Heizleistung steht sofort zur Verfügung
+ geringer Stromverbrauch
+einfacherer Einbau (kann auch im Fahrzeuginnenraum untergebracht werden)
+ geringere Anschaffungskosten
– keine Vorwärmung des Kühlwassers weiterhin Kaltstarts
|
– Heizung erst nach ca. 20 min. Laufzeit
-höherer Stromverbrauch
– aufwendigerer Einbau (Platz im Motorraum ?)
– höhere Anschaffungskosten
+ Kühlwasser wird erwärmt daher:
* keine Kaltstarts
* weniger Motorverschleiß * weniger Umweltbelastung durch geringere Emissionen * geringeren Kraftstoffverbrauch |
Eine Luftheizung kann natürlich durchaus auch bei wassergekühlten Fahrzeugen Sinn machen
| für Fahrzeuge mit großem Innenraum als Zusatzheizung, wenn die normale Heizung es nicht schafft den Innenraum mittels des Wärmetauschers zu beheizen |
| oder wenn dauerhaft Heizleistung benötigt wird |
| oder einfach weil sie billiger und einfacher einzubauen ist. |
Verschiedene Betriebsstoffe
| Benzin (Ottokraftstoff) | Diesel |
| Der Heizung ist es grundsätzlich egal, ob sie mit Super oder Normal betrieben wird. | Nicht alle Heizungen sind für Biodiesel (RME) geeignet. Die Hersteller bieten zum Teil dafür ausgerüstete Heizungen oder Nachrüstkits an. Die Heizungen mögen Aldi-Öl oder Rapsöl überhaupt nicht. |
Etwas zur Steuerung
Die Heizungen können mit :
einem Schalter,
einer einfachen Tagesschaltuhr oder
einer komfortablen Wochenschaltuhr mit mehreren Programmen „gesteuert“ werden.
einer einfachen Tagesschaltuhr oder
einer komfortablen Wochenschaltuhr mit mehreren Programmen „gesteuert“ werden.
Alle Schaltuhren sind inzwischen digital, da komfortabler und natürlich in der Herstellung wesentlich billiger.
Weiterhin gibt es Funkfernsteuerungen, die über eine Reichweite von bis zu einem Kilometer verfügen sollen.
Man beachte dabei, dass diese Reichweite immer unter optimalen Bedingungen für freies Gelände angegeben wird. In bebauten Gebieten schrumpft diese Reichweite schnell auf weniger als 1/10.
Wichtig zu wissen ist auch, dass man zwar auf den Knopf der Fernbedienung drückt, über den Erfolg dieser Aktion aber meist im Unklaren gelassen wird, da sich an der Standheizung nur ein Empfänger und kein eigener Sender befindet. Man bekommt also keine Rückmeldung, ob die Heizung den Befehl auch empfangen hat und nun anläuft.
Inzwischen soll es auch eine Lösung über Funk mit Rückmeldung und eine GSM – Lösung von WEBASTO geben.
Dazu aus den Unterlagen von WEBASTO:
„… Webasto präsentiert pünktlich zur kalten Jahreszeit seine Weltneuheit Thermo Call TC1. Mit diesem System, bestehend aus einer Handy-Elektronikkarte und einem Steuergerät, kann jeder Autofahrer seine Webasto-Standheizung per beliebigem Telefon oder Handy aktivieren beziehungsweise deaktivieren. Dazu ruft er einfach eine von Webasto beim Kauf angegebene Telefonnummer mit Passwort an und wählt im sprachgesteuerten Menü zwischen den beiden Funktionen Standheizen und Standlüften aus. Auf diese Weise kann die Heizung aus jeder beliebigen Entfernung – nicht wie bisher beim Sendegerät beschränkt – in Betrieb genommen werden. Beim Neukauf einer Standheizung kann das System, das etwas kleiner als eine Videokassette ist, direkt mit der Standheizung im Fahrzeug eingebaut werden. Wer bereits eine Standheizung von Webasto besitzt, kann diese mit dem System problemlos nachrüsten lassen“
Danach dürften für jedes Ein-/Ausschalten der Heizung wohl Telefongebühren anfallen?
Eine Idee für eine einfache Bastellösung:
Man könnte ein ausrangiertes aber noch funktionsfähiges Handy mit einer Prepaidkarte oder einem grundgebührenfreien Vertrag nehmen und über den Lautsprecherausgang und eine kleine Verstärkerschaltung sowie ein Relais die Heizung von jedem Platz der Welt, der über GSM-Versorgung verfügt, kostenlos Ein- bzw. Ausschalten. Natürlich darf niemand sonst die Rufnummer kennen. Bei den Pre-Paid-Handys muss man natürlich dafür sorgen, dass die Karte über ein Guthaben verfügt und dies rechtzeitig aufladen, da sonst die Karte deaktiviert wird. In der Regel kostet dies 50 DM für ein Jahr, die man abtelefonieren kann. Es gibt aber tatsächlich kostenlose Handyverträge (sogar incl. Handy) bei denen nur Gebühren anfallen, wenn man selbst jemand anruft. (Problem beim Kfz-Einbruch – Diebstahl !)
Trotzdem ist es möglich, dass sich jemand verwählt und damit die Heizung aktiviert. Um dies zu vermeiden könnte man seine eigene bzw. die eigenen Handy- oder Festnetznummern im Heizungs-Handy einer Anrufergruppe zuweisen und einen Klingelton aktivieren. (Voraussetzung ist das das anrufende Handy bzw. der Festnetzanschluss seine Rufnummer überträgt Netzmerkmal). Bei allen anderen Anrufergruppen deaktiviert man den Anrufton. Nun kann anrufen wer will; das Handy klingelt nur bei den festgelegten Rufnummern und die Heizung kann nur von diesen geschaltet werden. Das funktioniert natürlich nur bei Telefonen die über dieses Feature verfügen. Eine Rückmeldung der Heizung gibt es nicht, da keine Verbindung aufgebaut wird.
Die Leistung der Standheizungen
richtet sich lt. Herstellerangaben nach dem Hubraum des Motors. (Vermutlich nehmen sie diesen Wert, weil es meist keinen Zweck hat den Kunden nach der Menge des Kühlmittels zu fragen). Da die meisten Off-Roader mehr als 2,4 l Hubraum haben, kommt i.d.R. nur die größte Ausführung für PKW in Betracht. D.h. die Leistung (der Wärmestrom) liegt bei ca. 5000 Watt.
Eberspächer empfiehlt bei einem Hubraum > 2,5 l den sog. Komforteinbausatz. Nun könnte man vermuten, dass nur dieser eine ausreichende Heizleitung gewährleist. Nach mehreren Telefonaten mit der Firma stellte sich jedoch heraus, dass dieser Satz dazu dient zunächst den Innenraum auf Temperatur zu bringen und erst anschließend den sog. kleinen Kühlkreislauf (nur Motor ohne Heizungswärmetauscher) mit aufheizt. Die Folge kann also sein, dass der Innenraum schön warm, aber der Motor noch kalt ist.
Man muss sich also überlegen, was einem persönlich wichtiger ist. Mit genauen Daten, wann der Motor bzw. der Innenraum nun wirklich vorgewärmt ist, zieren sich die Hersteller verständlicherweise etwas, das dies von verschiedenen Faktoren abhängig ist. Nach den Erfahrungen aus dem Bekanntenkreis (2,4 – 4,2 l Hubraum) kann man mit ca. 20 – 30 Minuten rechnen. Diese Zeit reicht auch bei Temperaturen um – 10° C aus, um mindestens die Frontscheibe zu enteisen. (Wenn die Lüftung vorher auch auf „Defrost“ gestellt wurde!)
Ein weiterer Unterschied ist die Förderung des Brennstoffs
Einige Heizungen haben einen kleinen Vorratsbehälter, der aus dem Kraftstoffrücklauf gespeist wird, wenn der Motor läuft. Ist dieser Behälter leer, läuft auch die Standheizung nicht mehr. So erklärt sich auch die kürzere maximale Betriebszeit bei einigen Heizungen. Dies kann zu Problemen führen, wenn man jeweils nur kürzere Strecken fährt, der Vorratsbehälter also nicht vollständig gefüllt ist und die Standheizung oft läuft. Nach Angaben der Hersteller reichen jedoch schon wenige Kilometer Fahrstrecke, um den Vorratsbehälter zu füllen. (Nicht überprüft !)
Vermeiden lässt sich dieses Problem, wenn die Heizung mit einer eigenen Pumpe direkt aus dem Kraftstofftank versorgt wird. Dies kostet natürlich etwas mehr. Das Limit ist dann nur die Batteriekapazität. Die gängigen Standheizungen verfügen über eine Batterieschutzschaltung, die die Standheizung bei ca. 11,5 Volt abschaltet, damit der Motor noch gestartet werden kann. Eigentlich funktioniert das auch, da der vorgeheizte Motor natürlich leichter startet als ein kalter Motor. Bei älteren Batterien oder Kurzstreckenbetrieb kann es aber auch hier u.U. zu Problemen führen, da die Anlasser unserer Autos meist etwas mehr Masse im Motor gegen einen höheren Widerstand in Schwung bringen müssen als ein Kleinwagen mit 0,9 l Hubraum.
Die Kosten
erscheinen zunächst nicht besonders hoch, wenn man die Angebote der Händler und Werkstätten in den Zeitungen und Flyern liest „Standheizung incl. Einbau für 1.798 DM“.
Ruft man dort an, erfährt man sehr schnell, dass dieses Angebot nur für bestimmte Fahrzeuge (i.d.R. Kleinwagen mit 1,5 l Hubraum) gilt. Lässt man sich dann die Preise für sein Fahrzeug sagen, kommt man schnell auf den Boden der Realitäten zurück.
Beispiel (Toyota Landcruiser KJ 73 3.0 TD) Auskunft Bosch-Dienst (Stand 08/2000) alle Beträge gerundet:
| Standheizung | 1.700 DM |
| Komforteinbausatz | 300 DM |
| Standardschaltuhr | 120 DM |
| Einbau | 770 DM |
| Summe | 2.890 DM |
Eine komfortablere Wochenschaltuhr und oder oder eine Funkfernsteuerung verteuert die Sache leicht um 400 – 900 DM. Will man ev. später eine Fernsteuerung nachrüsten, sollte man überlegen welche Schaltuhr man nimmt. Bei manchen Schaltuhren ist die Nachrüstung anschließend einfacher und billiger, wenn man gleich ein entsprechend vorgerüstetes Teil nimmt.
Falls man die Heizung durch einen Fachbetrieb einbauen lassen will, sollte man versuchen einen Festpreis auszuhandeln. Dabei ist es wichtig der Werkstatt alle Informationen zu dem Fahrzeug zu geben. Am besten Kopie des Kfz.-Scheins und weitere Angaben zu Klimaanlage und weiteren Sonderausstattungen, da diese u.U. Einfluss auf die Einbaumöglichkeiten haben. Es empfiehlt sich natürlich sich den Komplettpreis von seiner Vertragswerkstatt (Toyota, Landrover, etc.) und z.B. einem Bosch-Dienst geben zu lassen und zu vergleichen. Da es für Off-Roader oft keine konfektionierten Einbausätze gibt, bringen die Vertragswerkstätten den Wagen teilweise zum Bosch-Dienst. In manchen Fällen ist das teurer als gleich selbst zu Bosch o.ä. zu fahren.
Wie sagt man so schön „Der Einbau stellt für den fachlich versierten Laien kein Problem dar“. Möge jeder für sich entscheiden, ob er das kann oder nicht.
Der Einbau in einen Defender ist in diesem Forum unter Technik sehr gut beschrieben. Danach kann man auch gut abschätzen, ob man sich die Sache selbst zutraut.
Wichtig: TÜV-Abnahme und Eintragung notwendig !
Weitere Informationen bekommt man (hoffentlich) bei seiner Vertragswerkstatt, den Bosch-Diensten und den Herstellern (z.B. www.eberspaecher.de, www.webasto.de)
Beim Gebrauchtkauf sollte man darauf achten, dass die Brennkammer nicht älter als 10 Jahre ist! In diesen Fällen verlangt der TÜV ggf. den Einbau einer neuen Brennkammer.
Wie oben gesagt bin ich für Hinweise auf Fehler und weitere, auch typbezogene, Tips und Tricks zur Ergänzung dieser Info dankbar. Bitte per email an landcruiser@firemail.de
Ein Dankeschön vom viermalvier Team an Uwe